Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2019; 13(03): 151
DOI: 10.1055/s-0039-1693550
Freie Vorträge: Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internalisierung des Gewichtsstigmas: Eine prospektive Untersuchung intrapersonaler Risikofaktoren bei Schulkindern

MS Gmeiner
1   Universität Potsdam, Beratungspsychologie, Potsdam, Deutschland
,
P Warschburger
1   Universität Potsdam, Beratungspsychologie, Potsdam, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
04 September 2019 (online)

 

Einleitung:

Gewichtsbezogene Stigmatisierung ist weit verbreitet. Insbesondere die Internalisierung gewichtsbezogener Vorurteile (also der Bezug dieser auf sich selbst) geht mit psychischen und physischen Gesundheitskonsequenzen einher. Wenig ist zu Risikofaktoren der Internalisierung des Gewichtsstigmas (IGS) bekannt. Deshalb wurden intrapersonale Prädiktoren der IGS im Kindesalter prospektiv untersucht.

Methoden:

1475 Grundschüler (7 – 11 Jahre, M = 9,09, SD = 0,92, 51,9% Mädchen) nahmen an zwei Erhebungen der PIER-Studie (Intrapersonale Entwicklungsrisiken des Kindes- und Jugendalters, Universität Potsdam) teil (Monatsabstand: M = 8,5, SD = 1,9). Zum ersten Messzeitpunkt wurden der objektive Gewichtsstatus sowie selbstberichtete gewichtsbezogene (z.B. gewichtsbezogene Diskriminierung) und psychosoziale Variablen (z.B. depressive Symptome, Kontrollüberzeugungen) erhoben. Die IGS wurde zum zweiten Messzeitpunkt erfragt.

Ergebnisse:

Im Rahmen hierarchischer Regressionsanalysen erwiesen sich ein niedriger elterlicher Bildungsstand, höherer Gewichtsstatus, weibliches Geschlecht, die Erfahrung gewichtsbezogene Hänseleien, höhere Körperunzufriedenheit und Relevanz der eigenen Figur, geringere emotionale Intelligenz sowie höhere depressive Symptomausprägung als Prädiktoren der IGS. Hierbei erwiesen sich depressive Symptome, Körperunzufriedenheit und Relevanz der Figur als Mediatoren der Beziehung zwischen Gewichtsstatus/Hänseleien sowie der IGS.

Schlussfolgerung:

Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die IGS. Die Mediationsanalysen deuten darauf hin, dass insbesondere die Förderung einer positiven Körpereinstellung und einer figurunabhängigen Selbstdefinition als Ansatzpunkte für Präventions- und Interventionsprogramme berücksichtigt und in weiteren Studien tiefergehend untersucht werden sollten.