Pneumologie 2019; 73(08): 494
DOI: 10.1055/s-0039-1692845
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erkrankungen des Respirationstraktes beim Vogel

E Wüst
1   Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische; Justus-Liebig-Universität, Gießen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 August 2019 (online)

 

Vögel stellen inzwischen tägliche Patienten in der tierärztlichen Praxis dar. Die Anforderungen der Besitzer an die tierärztlichen Leistungen steigen dabei stetig. Da aus der Human- aber auch Kleintiermedizin fortgeschrittene Behandlungen des Respirationsapparates bekannt sind, werden diese auch beim Vogel gefordert. Hierbei kommt insbesondere der Behandlung von Lungen- und Luftsackerkrankungen große Bedeutung zu. Anatomisch unterscheiden sich die Strukturen des Respirationstraktes beim Vogel jedoch stark gegenüber denen der Säugetiere. Während der obere Respirationstrakt weitestgehend ähnlich ist, ist die Trachea mit dem stimmbildenden Syrinx bereits deutlich strukturell unterschiedlich. Die wichtigsten Besonderheiten stellen die geschlossenen Trachealringe dar. Die Lunge beim Vogel ist sehr klein und starr. Die Verbindung zwischen den meist paarig angeordneten Luftsäcken und der Lunge stellt ein kompliziertes Bronchialsystem her. Die beiden Hauptbronchien entspringen dem Syrinx und verzweigen sich in die dorsal und ventral verlaufenden Lungenbronchien. Von dort strömt die Luft in die Parabronchien und weiter über Infundibula und Atria in die Luftkapillarien wo der eigentliche Gasaustausch stattfindet. Die Gasaustauschfläche beim Vogel übersteigt die des Säugers um das Zehnfache. Die Luftsäcke des Vogels dienen als Luftspeicher um beim Ausatmen erneut Luft durch die Lunge zu leiten. Beim Vogel sind auch einige Knochen pneumatisiert und mit Divertikeln der Luftsäcke ausgekleidet. Durch die komplizierten anatomischen Strukturen ist eine genaue Diagnosestellung von Erkrankungen des Respirationstraktes oft schwierig. In der Praxis müssen neben ausführlicher Anamneseerhebung und klinischer Untersuchung zusätzlich viele weitere diagnostische Verfahren wie Probenentnahmen, Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen, endoskopische Untersuchungen und Leistungstests zur Diagnosesicherung herangezogen werden. Die bedeutsamsten Erkrankungen des Respirationsapparates bei Vögeln sind infektiöser Ursache. Sie verlaufen oft unentdeckt chronisch über einen langen Zeitraum. Aus diesem Grund ist eine fundierte Diagnostik und regelmäßige Kontrolle der Patienten durch Routineuntersuchungen empfehlenswert, um sie rechtzeitig behandeln zu können.