Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e8-e9
DOI: 10.1055/s-0039-1692060
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aortendissektion sub partu

T Ackermann
1   Klinikum Chemnitz, Frauenklinik, Chemnitz
,
J Rose
1   Klinikum Chemnitz, Frauenklinik, Chemnitz
,
M Borger
1   Klinikum Chemnitz, Frauenklinik, Chemnitz
,
L Kaltofen
1   Klinikum Chemnitz, Frauenklinik, Chemnitz
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Im November 2018 erfolgte die Verlegung einer 39-jährigen III.-Grav., II.-Para aus einem peripheren Krankenhaus aufgrund einer schweren Präeklampsie in der 33+3. SSW in unser Perinatalzentrum Level 1.

Es handelte sich um eine schwere Pfropfpräeklampsie mit entgleisten Blutdruckwerten, Ödemen und Proteinurie, welche vor Ort trotz antihypertensiver Therapie persistierende hypertone Blutdruckwerte zeigte, sodass eine Verlegung unter Nepresol- und Magnevenperfusor erfolgte. In unserer Einrichtung konnten mittels Methyldopa 250 mg 4 × 2 tgl. sowie Adalat 20 mg retard 1 × 1 tgl. stabile Blutdruckwerte erzielt werden. Laborchemisch zeigten sich erhöhte Leberwerte bei normwertigem Thrombozyten- und Haptoglobinwert.

Zwei Tage nach Aufnahme wurde die Patientin erstmals mit Rückenschmerzen symptomatisch. Hierunter kam es zum Einsetzen einer vorzeitigen Wehentätigkeit mit Ableitung eines präpathologischen CTGs. Wir veranlassten eine intensivierte Dauerüberwachung. Im Verlauf beklagte die Patientin zunehmende Dyspnoe mit O2-Sättigungsabfall auf 85% unter O2-Insufflation von 5 l/min, sodass noch am selben Tag die Indikation zur sekundären Sectio caesarea in Intubationsnarkose bei V.a. Lungenembolie/Lungenödem gestellt wurde. Es wurde ein eutrophes Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von 1680 g (10. Perzentile), APGAR 8/8/9 geboren, welches auf unsere Neontatologische ITS verlegt wurde.

Postoperativ erfolgte bei der Mutter die sofortige Durchführung eines CTs, in welchem initial eine Lungenembolie ausgeschlossen wurde. Es ergab sich jedoch der hochgradige Verdacht auf eine akute Aortendissektion Stanford Typ A, DeBakey Typ I mit bilateralen Infiltraten bei Lungenödem sowie dorsalen Pleuraergüssen beidseits.

Es wurde die notfallmäßige Verlegung der Patientin via Rettungshubschrauber ins Herzzentrum Leipzig veranlasst. Die Kollegen führten bei Typ A-Dissektion der Aorta thoracica und Aortenklappeninsuffizienz III° die Rekonstruktion der bicuspid angelegten Aortenklappe mit supracoronarem Aorta ascendens-Ersatz sowie partiellem Aortenbogenersatz durch.

Am 3. postoperativen Tag konnte die Patientin mit weiterhin erhöhten Blutdruckwerten und akutem Nierenversagen zur Anschlussversorgung in unsere Klinik für Innere Medizin rückverlegt werden. Von dort aus erfolgte einen Monat später die Entlassung in die Häuslichkeit.

Die Aortendissektion ist eine seltene, potentiell lebensbedrohliche Erkrankung. Die Mortalität in den ersten 48h beträgt 50%. In 30% der Stanford Typ A-Dissektionen besteht eine Hypertension. Auch in unserem Fall kann die hypertensive Entgleisung ursächlich für die Entstehung der Aortendissektion angesehen werden.