Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(06): e5-e6
DOI: 10.1055/s-0039-1692051
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Flush-out“ Behandlung eines frühen, vorzeitigen Blasensprungs (PPROM) bei E. coli 3MRGN-Besiedlung mit kontinuierlicher Amnioninfusion und Meropenem: ein Case Report

R Ocker
1   Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
S Moritz
2   Klinische Infektiologie, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
R Haase
3   Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Halle (Saale)
,
M Tchirikov
1   Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Universitätsklinikum Halle (Saale)
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
22 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Ein früher vorzeitiger Blasensprung (PPROM) ist eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation mit erhöhtem Risiko von Lungenhypoplasien und Kontrakturen beim Feten, Sepsis bei Mutter und Kind sowie für Frühgeburtlichkeit. Eine amniale Besiedlung mit multiresistenten Keimen stellt eine besondere Herausforderung dar.

Fallbericht (Methodik + Ergebnisse):

Wir berichten über eine 18-jährige Erstgravida, welche mit einem frühen vorzeitigen Blasensprung seit mindestens der 18. SSW bestehend, zur Amnioninfusion als individuellen Heilversuch nach 23+0 SSW in unserer Klinik eingewiesen wurde. Bei initial unauffälligen Entzündungswerten erfolgte die Lungenreifeinduktion und die Gabe von Breitbandantibiotika. Es wurde die „Flush-out“-Methode über einen transabdominalen Katheter mit kontinuierlicher Amnioninfusion mit künstlichem Fruchtwasser sowie intraamnialer Clindamycin-Applikation mit 23+2 SSW begonnen. Bei Nachweis eines E. coli 3MRGN erfolgte die Therapie mit Meropenem i.v. und intraamnial. Insgesamt gelang die Prolongation für 38 Tage bis 28+3 SSW. Bei Anstieg der Entzündungsparameter erfolgte die Entbindung per Sectionem. Es konnte ein lebensfrischer Junge (1480 g) entwickelt werden. Die Meropenem-Therapie wurde auf der neonatologischen Intensivstation nach 3 Tagen beendet. Der weitere Verlauf gestaltete sich für das Frühgeborene unkompliziert, so dass dieses nach 12 Tagen von der Intensivstation verlegt werden konnte. Im bisherigen follow-up zeigten sich keine gravierenden Folgen der Frühgeburtlichkeit.

Schlussfolgerung:

Bei einem PPROM kann ein individueller Heilversuch mittels kontinuierlicher Amnioninfusion zu einer signifikanten Schwangerschaftsprolongation führen. Eine enge Zusammenarbeit mit der klinischen Infektiologie und ein antibiotic stewardship Programm unterstützt die Kliniker bei der Wahl der bestmöglichen antiinfektiven Therapie. Nach Literaturrecherchen ist dies die erste dauerhafte intraamniale Meropenem-Applikation beim Menschen.