Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S70
DOI: 10.1055/s-0039-1688309
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Epidemiologie und Versorgung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Regionale Deprivation und Versorgung von 30.512 Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland: Vergleich von zwei Deprivationsindizes

M Auzanneau
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
,
W Maier
2   Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Neuherberg, Germany
,
J Rosenbauer
3   Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf, Germany
,
S Moser
4   Kinderarztpraxis Zweibrücken, Kinderarztpraxis, Zweibrücken, Germany
,
E Hahn
5   evangelisches Krankenhaus Oberhausen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Oberhausen, Germany
,
H Haberland
6   Sana Klinikum Lichtenberg, DiabetesZentrum für Kinder und Jugendliche, Berlin, Germany
,
PM Holterhus
7   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Kiel, Germany
,
RW Holl
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Zusammenhänge zwischen regionaler Deprivation (regionaler Mangel an materiellen und sozialen Ressourcen) und Diabetesversorgung wurden beobachtet. Regionale Deprivation kann anhand von Deprivationsindizes gemessen werden. Ziel dieser Analyse war es, die Zusammenhänge zwischen zwei unterschiedlich definierten Deprivationsindizes und der Versorgung pädiatrischer Patienten mit Typ-1-Diabetes (T1D) in Deutschland zu vergleichen.

Methodik:

Daten von 30.512 Patienten < 20 Jahren mit T1D aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) wurden für die Behandlungsjahre 2016/17 aggregiert. Der German Index of Multiple Deprivation von 2010 (GIMD10) sowie der German Index of Socioeconomic Deprivation von 2012 (GISD12) wurden verwendet. Beide Indizes beinhalten Deprivationsdomänen zu Einkommen, Beschäftigung und Bildung. Zusätzlich beinhaltet der GIMD10 Domänen zu kommunalen Einnahmen, Sozialkapital, Umwelt und Sicherheit. Deprivationsquintile beider Indizes auf Kreisebene (Q1- Q5) wurden den Patienten zugeordnet. Die Zusammenhänge zwischen GIMD10 oder GISD12 und Versorgungsparametern [Verwendung einer Insulinpumpe, HbA1c und diabetische Ketoazidose (DKA)] wurden mit Regressionsmodellen analysiert, adjustiert für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer, Migrationshintergrund und Bundesland.

Ergebnisse:

Der HbA1c steigt signifikant mit regionaler Deprivation an: von 7,90% (95%-Konfidenzintervall: 7,86 – 7,94) in Q1 bis 8,12% (8,04 – 8,19) in Q5 des GIMD10, und von 7,82% (95%-Konfidenzintervall: 7,77 – 7,87) in Q1 bis 8,09% (8,04 – 8,13) in Q5 des GISD12. DKA wird mit steigender regionaler Deprivation nach beiden Indizes tendenziell häufiger. Die Zusammenhänge zwischen der Verwendung einer Insulinpumpe und GIMD10 oder GISD12 folgen dagegen unterschiedlichen Mustern.

Schlussfolgerung:

Trotz Verwendung unterschiedlicher Deprivationsindizes sind die Zusammenhänge zwischen regionaler Deprivation und HbA1c oder DKA stabil. Die unterschiedlichen Muster für die Verwendung einer Insulinpumpe weisen darauf hin, dass die Auswahl der Deprivationsdomänen für dieses Outcome eine größere Rolle spielt.