Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S56
DOI: 10.1055/s-0039-1688269
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Mutter und Kind
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gestationsdiabetes mellitus nach WHO-2013-Kriterien – Qualitätsanalyse von 1074 Einzelschwangerschaften aus einer Diabetes-Schwerpunktpraxis (prospektive Kohortenstudie 2012 – 2017)

H Kleinwechter
1   c/o Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis u. Schulungszentrum, Kiel, Germany
,
I Ratjen
2   Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Epidemiologie, Kiel, Germany
,
A Nolte
3   Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis, Kiel, Germany
,
N Demandt
3   Diabetologikum Kiel, Diabetes-Schwerpunktpraxis, Kiel, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Ziel:

Evaluation von 1074 Einzelschwangerschaften mit Gestationsdiabetes (GDM) als prospektive Kohortenstudie – Beschreibung des Therapieverlaufs aller Fälle und der Vergleich unserer Ergebnisdaten (Mütter N = 545, Neugeborene N = 552) mit der geburtshilflichen Hintergrundpopulation (4,3 Mill. Fälle) sowie die Rate an Glukosestoffwechselstörungen der Mütter postpartal.

Patientinnen und

Methoden:

Die Diagnose des GDM wurde nach den WHO-2013-Kriterien gestellt. Die Betreuung erfolgte entsprechend S3-Leitlinie. Von den Schwangeren erhielten 11,7% Insulin (Mutter-Kind-Paare: 14,9%), 81,7% als intensivierte konventionelle Insulintherapie. Ergebnisparameter Mütter: Geburtseinleitung, primäre und sekundäre Sectio, vaginal operative Geburt. Ergebnisparameter Neugebore: Geschlecht, Frühgeburt, LGA, SGA, Apgar 5 min < 7, pH Nabelarterie < 7,1, Verlegung Kinderklinik, Fehlbildung, Atemnnotsyndrom.

Ergebnisse:

Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich bei den Geburtseinleitungen (28,6 vs. 21,8%, p = 0,001) und den primären Sectio-Entbindungen (18,3 vs. 12,9%, p = 0,00018), bei den Neugeborenen gab es keine Unterschiede. Bei 4,5% der Neugeborenen erfolgte eine i.v.-Glukosetherapie wegen einer Hypoglykämie, 5,1% erhielten eine Lichttherapie infolge Hyperbilirubinämie. Im Median 10 Wochen postpartal erschienen 498 Frauen (46,4%) zum oGTT, der in 35,3% einen auffälligen Befund ergab, eine IFG in 31,7% und in 0,4% einen Diabetes. Die multivariable, adjustierte Analyse ergab, dass Frauen mit Insulintherapie häufiger als Frauen ohne Insulintherapie (aOR 1,89; 95%-KI: 1,28; 2,79, p = 0,0014) und Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas seltener als Frauen mit Normgewicht zur Nachuntersuchung erschienen (aOR 0,72; 95%-KI: 0,56; 0,94, p = 0,01).

Schlussfolgerung:

Diagnostik und Therapie des GDM zeigten vom Ergebnis her eine akzeptable Übereinstimmung mit der Hintergrundpopulation. Der Anteil postpartal gestörten Glukosestoffwechels der Mütter war hoch. Frauen mit präkonzeptioneller Adipositas sollten gezielt zur Teilnahme an der postpartalen Nachuntersuchung motiviert werden.