Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S40
DOI: 10.1055/s-0039-1688222
Poster
Stoffwechselentgleisungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperglykämisches hyperosmolares Syndrom verglichen mit diabetischer Ketoazidose bei Diabetes Typ-1 und Typ-2: Häufigkeit, Risikofaktoren und Begleiterkrankungen basierend auf einem großen multizentrischen Diabetes-Register

SR Tittel
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
,
KM Sondern
2   Marienhospital, Innere Medizin, Dortmund-Hombruch, Germany
,
M Weyer
3   Kamillus-Klinik, Innere Medizin, Asbach, Germany
,
T Poeplau
4   Clemenshospital, Ludgerus-Kliniken GmbH, Innere Medizin, Münster, Germany
,
BM Sauer
5   Medizinische Klinik, Innere Medizin, Spaichingen, Germany
,
M Schebek
6   Klinikum, Kinder- und Jugendmedizin, Kassel, Germany
,
F Hammer
7   Cnopf'sche Kinderklinik, Kindermedizin, Nürnberg, Germany
,
E Fröhlich-Reiterer
8   Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Medizinische Universität, Graz, Austria
,
RW Holl
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Es sollen Diabetespatienten mit hyperglykämischem hyperosmolarem Syndrom (HHS), Patienten mit diabetischer Ketoazidose (DKA), und Patienten ohne hyperglykämische Entglei-sung verglichen werden.

Methodik:

Eingeschlossen wurden 448,945 Patienten aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV), getrennt nach pädiatrischen (≤20 Jahre) und erwachsenen (> 20 Jahre) Patienten. Gruppenvergleiche wurden für multiples Testen mit Bonferroni-Korrektur adjustiert. HHS-/DKA-Raten im Verlauf wurden mit negativbinomialen Regressionsmodellen berechnet. Diabetestyp-stratifizierte Regressionsmodelle für Komorbiditäten wurden nach diversen demographischen Fakto-ren (z.B. Geschlecht, Alter) adjustiert.

Ergebnisse:

Im pädiatrischen Kollektiv (T1D) lag die HHS-Rate bei 0,8 Entgleisungen/100 Patien-tenjahre (PJ) (Medianes Alter: 13,4 Jahre, 45,5% männlich), die DKA-Rate bei 8,0 Entgleisungen/100 PJ (14,0 Jahre).

Die HHS-Rate bei erwachsenen T1D-Patienten lag bei 0,4 Entgleisungen/100 PJ, die DKA-Rate bei 1,2 Entgleisungen/100 PJ. Bei T2D betrug die HHS-Rate 0,3 Entgleisungen/100 PJ (72,3 Jahre, 52% männlich) und die DKA-Rate 0,6 Entgleisungen/100 PJ (73,0 Jahre, 51% männlich).

Kinder und Jugendliche mit HHS waren jünger als Patienten ohne Entgleisung (13,4 vs. 15,5 Jahre). Ein Migrationshintergrund lag signifikant häufiger bei HHS (21,7%) und DKA (19,8%) vor verglichen mit Nichtentgleisten (16,6%). Der HbA1c-Wert war bei erwachsenen T1D-Patienten mit HHS (8,3%) oder DKA (9,1%) signifikant höher (nichtentgleist: 7,6%), ebenso bei T2D. Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren mit HHS/DKA assoziiert, Alkoholismus mit DKA.

Schlussfolgerungen:

HHS-/DKA-Raten waren bei T1D und jüngeren Patienten höher als bei T2D und Erwachsenen. DKA tritt häufiger auf als HHS. Vor dem Hintergrund vermehrter Anwendung von SGLT2-Hemmern kommt diesem Aspekt besondere Bedeutung zu, insbesondere da eine Assoziation zwischen HHS/DKA zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen dargestellt werden konnte. Migrationshintergrund und schlechte Blutzuckereinstellung sind assoziiert mit HHS und DKA.