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DOI: 10.1055/s-0039-1688220
Ein Fall mit kombinierter Laktat- und Ketoazidose unter Metformin/SGLT2-Hemmer-Therapie sowie zwei weitere Laktatazidosen unter Metformintherapie
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Mai 2019 (online)
Metabolische Azidosen sind schwerwiegende, aber seltene Nebenwirkungen oraler Antidiabetika. Lang bekannt ist das Risiko einer Laktatazidose unter Metformin (MALA). Unter SGLT-2-Inhibitoren finden sich aber auch schwere atypische Ketosen.
Ein 66-jähriger Mann hatte trotz akuter Gastroenteritis Metformin (2*1 g) und Empagliflozin (1*10 mg) ununterbrochen eingenommen und wurde aufgrund ausgeprägter Schwäche, Übelkeit und Vigilanzminderung aufgenommen. Laborchemisch pH(ven.) 7,10, Kreatinin 11 mg/dl, eGFR 4 ml/min, Laktat 9 mmol/l (Norm < 1,2) und Ketone im Blut 5,3 mmol/l (Norm < 3). Somit bestand eine kombinierte Laktat- und Ketoazidose. Es erfolgte eine kontinuierliche Hämodialyse sowie Flüssigkeits- und Insulingabe leitlinienentsprechend. Keton- und Laktatspiegel normalisierten sich in 14h mit gleichzeitiger klinischer Besserung. Passend zur MALA betrug der Metforminspiegel 26,5 mg/l (therapeutischer Bereich 0,1 – 1,3, toxisch > 5).
Neben diesem Fall gab es auf unserer Intensivstation zuletzt zwei weitere Fälle schwerer Laktatazidosen unter Metformin. Die Patientinnen, 78 und 65 Jahre, wurden mit akuter Nierenschädigung bei septischen Pneumonien und ähnlichen Laborkonstellationen aufgenommen (Fall 1: Kreatinin 6,8 mg/dl, eGFR 5 ml/Min, pH(ven) 7,04, Laktat 18,4 mmol/l; Fall 2: Kreatinin 10,8 mg/dl, eGFR 4 ml/Min, pH(ven) 7,11, Laktat 14 mmol/l). Bei beiden Fällen betrug der Metforminspiegel jeweils 50 mg/l. Es erfolgte notfallmäßig eine CVVHD mit pH-Normalisierung nach 12 bzw. 18 Stunden. Die Patientinnen verstarben trotzdem an einem septisch bedingten Multiorganversagen.
Zusammenfassend weisen diese Fälle darauf hin, dass trotz des breiten Einsatzes von Metformin und SGLT2-Inhibitoren Anwendungsbeschränkungen strikt zu beachten sind und über Risiken aufgeklärt werden muss. Beim Verdacht auf eine MALA sollte aufgrund der guten Dialysierbarkeit des Metformins zügig eine Hämodialyse erfolgen.