Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S27
DOI: 10.1055/s-0039-1688183
Freie Vorträge
Umwelt und kardiometabolisches Risiko
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einflüsse von Luftschadstoffen auf die Stoffwechseleinstellung bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes

S Lanzinger
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
,
J Rosenbauer
2   Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
T Schikowski
3   Leibniz Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF), Düsseldorf, Umweltepidemiologie von Lunge, Gehirn und Hautalterung, Düsseldorf, Germany
,
H Altug
3   Leibniz Institut für umweltmedizinische Forschung (IUF), Düsseldorf, Umweltepidemiologie von Lunge, Gehirn und Hautalterung, Düsseldorf, Germany
,
W Rathmann
2   Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
R Holl
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Querschnittsstudien zum Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und der Stoffwechseleinstellung bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes zeigten inkonsistente Ergebnisse. Unter Berücksichtigung von wiederholten Messungen soll der Langzeiteinfluss von partikulärem Feinstaub < 10 µm (PM10), Stickstoffdioxid (NO2) und akkumulierter Ozonexposition (O3-AOT) auf den HbA1c bei Typ-1-Diabetes-Patienten aus dem multizentrischen DPV-Register untersucht werden.

Methodik:

31.131 Typ-1-Diabetes-Patienten < 21 Jahren mit wiederholten HbA1c-Messungen von 2009 – 2014 wurden eingeschlossen. Demographische und klinische Daten wurden pro Jahr und pro Patient aggregiert. Anhand der 5-stelligen PLZ wurden PM10-, NO2-Jahresmittel und O3-AOT-5-Jahresmittel (2009 – 2014) dem Wohnort der Patienten zugewiesen. Mittels gemischter Modelle (Individuum bezogener random Intercept) wurde der Zusammenhang zwischen Luftschadstoff-Quartilen (Q1-niedrigste, Q4-höchste Schadstoffkonzentration) und HbA1c untersucht, adjustiert für Geschlecht, Alter, Diabetesdauer, Behandlungsjahr, Migrationshintergrund, Therapie, Urbanitätsindex, sozioökonomischer Deprivationsindex.

Ergebnisse:

Die Patienten hatten ein medianes Alter von 13,0 Jahren (Q1:9,7-Q3:15,9; HbA1c 7,67% (6,96 – 8,58)). Bei einer PM10-Konzentration ≥19,9 µg/m3 war der HbA1c höher (Q4: 8,00% [95% Konfidenzintervall:7,98 – 8,03]) als bei niedriger Konzentration < 16,1 µg/m3 (Q1: 7,94% [7,92 – 7,96], p < 0,001). Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in Zusammenhang mit NO2 (Q4 ≥19,4 µg/m3: 7,99% [7,97 – 8,02], Q1 < 11,9 µg/m3: 7,94% [7,92 – 7,97], p = 0,008). Hohe O3-AOT-Exposition (≥15.661 µg/m3*h) war mit einem niedrigen HbA1c (Q4: 7,92% [7,89 – 7,94]) assoziiert im Vergleich zu einer niedrigen O3-AOT-Exposition (Q1 < 10.858 µg/m3*h: 8,00 [7,98 – 8,02], p < 0,001).

Schlussfolgerung:

In einer Analyse mit wiederholten Messungen stiegen die HbA1c-Werte mit steigender PM10- und NO2-Konzentration. Zwischen O3-AOT und HbA1c zeigte sich ein inverser Zusammenhang. Zwar waren die Unterschiede zwischen den Luftschadstoff-Quartilen gering, aber statistisch signifikant und durch die tägliche Exposition relevant.