Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S24-S25
DOI: 10.1055/s-0039-1688176
Freie Vorträge
Epidemiologie und Versorgungsforschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwere Hypoglykämien bei alten Menschen mit Typ-2-Diabetes – heutzutage weniger Hypos? Eine Analyse von 182,869 Patienten des DPV-Registers

N Prinz
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Ulm, Germany
,
M Denkinger
2   Agaplesion Bethesda Klinik gGmbH, Geriatrisches Zentrum Ulm/Alb-Donau, Ulm, Germany
,
N Heise
3   Alb-Fils Kliniken, Helfenstein Klinik, Medizinische Klinik, Geislingen/Steige, Germany
,
E Lessmeister
4   Parkklinik Bad Hermannsborn, Diabetologie, Bad Driburg, Germany
,
I Lowack
5   Diabeteszentrum Forchheim, Diabetesschwerpunktpraxis, Forchheim, Germany
,
S Mühldorfer
6   Klinikum Bayreuth, Innere Klinik I, Bayreuth, Germany
,
RW Holl
1   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), Ulm, Germany
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

Die Therapie des Typ-2-Diabetes unterliegt einem ständigen Wandel. Hat sich das Auftreten schwerer Hypoglykämien in der Geriatrie über die Jahre verändert? Welchen Einfluss haben Diabetestherapie sowie geriatrische Begleiterkrankungen?

Methodik:

182,869 Typ-2-Diabetespatienten (>= 65 Jahre, Median (IQR): 75.4 (70.4 – 80.7) Jahre), die mit Insulin und/oder oralen Antidiabetika behandelt werden und in der multizentrischen Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) dokumentiert sind, wurden getrennt nach Behandlungszeitraum (2000 – 2010 vs. 2011 – 2018) analysiert. Multivariable Regressionsanalysen (adjustiert für Alter, Geschlecht, Diabetesdauer) mit SAS 9.4.

Ergebnisse:

Insgesamt lag die Rate schwerer Hypoglykämien im Median [95%KI] bei 7,88 [7,84 – 7,93]/100 Patientenjahre. In den letzten Jahren nahm die Rate ab (2011 – 2018 vs. 2000 – 2010: adjustierter Mittelwert ± SEM 6,73 ± 0,12 vs. 8,04 ± 0,14/100 Patientenjahre, p < 0.001). Dies gilt ebenfalls für > 80-jährige Patienten (9,55 ± 0,25 vs. 10,83 ± 0,32/100 Patientenjahre, p = 0,001). Unabhängig vom Behandlungszeitraum zeigte sich unter Insulinbehandlung (9,36 ± 0,14/100 Patientenjahre) bzw. Gabe von Sulfonylharnstoffen/Gliniden (6,47 ± 0,18/100 Patientenjahre) eine erhöhte Rate, wohingegen unter anderen oralen Antidiabetika eine niedrigere Rate beobachtet wurde (1,92 ± 0,09/100 Patientenjahre, alle p < 0,001). Heute werden im Vergleich zu früher weniger Sulfonylharnstoffe/Glinide (12,9 vs. 27,6%, p < 0,001) bzw. Insulin verordnet (66,9 vs. 71,0%, p < 0,001). Eine Demenz (2000 – 2010: 9,46 ± 0,70 vs. 7,76 ± 0,14/100 Patientenjahre, p < 0,001; 2011 – 2018: 10,94 ± 0,70 vs. 6,60 ± 0,12/100 Patientenjahre, p < 0,001) bzw. Niereninsuffizienz (2000 – 2010: 9,23 ± 0,22 vs. 7,00 ± 0,19/100 Patientenjahre, p < 0,001; 2011 – 2018: 7,47 ± 0,18 vs. 6,60 ± 0,19/100 Patientenjahre, p < 0,001) sind mit einer erhöhten Rate schwerer Hypoglykämien assoziiert.

Schlussfolgerungen:

Neue Therapiemodalitäten tragen zu einer geringeren Rate schwerer Hypoglykämien bei älteren Typ-2-Diabetespatienten bei, allerdings stellen eine Demenz bzw. Niereninsuffizienz Risikofaktoren dar, die im Alltag beachtet werden sollten.