Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S16-S17
DOI: 10.1055/s-0039-1688153
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Lifestyle und Psychosoziales
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fastenintervention nach Buchinger für Menschen mit Typ-1 Diabetes mellitus (T1DM) in Hinblick auf Sicherheit und Machbarkeit

B Berger
1   Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Antrhoposophische Medizin, Universität Witten/Herdecke, Germany
,
R Stange
2   Immanuelkrankenhaus/Charité, Immanuelkrankenhaus/Charité, Berlin, Germany
,
D Liebscher
3   Diabetologische Schwerpunktpraxis, Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin und spezielle Diabetologie, Witten, Germany
,
A Michalsen
2   Immanuelkrankenhaus/Charité, Immanuelkrankenhaus/Charité, Berlin, Germany
,
A Büssing
1   Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Antrhoposophische Medizin, Universität Witten/Herdecke, Germany
,
K Schmelzer
3   Diabetologische Schwerpunktpraxis, Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin und spezielle Diabetologie, Witten, Germany
,
D Martin
1   Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Antrhoposophische Medizin, Universität Witten/Herdecke, Germany
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Mai 2019 (online)

 

Hintergrund:

Fasten als freiwilliger, zeitweiliger Nahrungsverzicht kann zahlreiche gesundheitsrelevante positive Effekte haben. Als wirksamer Faktor wird derzeit u.a. die Ketose diskutiert. T1DM stellt auf Grund der vermeintlichen Ketoazidosegefahr bislang diabetologisch gesehen eine Kontraindikation dar. Einzelne Patienten mit T1DM berichten aber von nachhaltig positiven Fastenerfahrungen. Aufgrund der vielfältigen Selbstmanagementanforderungen haben sie darüber hinaus ein vermehrtes Bedürfnis der Entwicklung emotionaler und spiritueller Ressourcen, welche im Buchinger Fasten explizit adressiert werden.

Ziel:

Evaluation der Machbarkeit und Sicherheit des Buchinger Fastens für Patienten mit T1DM bezüglich Verträglichkeit sowie Blutzucker-/Ketonverläufen und Wohlbefinden im Vergleich zu Nicht-Diabetikern.

Intervention: 7 tägiges Fasten nach Buchinger mit 120 kcal/d, inklusive Achtsamkeitstraining, Bewegung, Psychoedukation, Ernährungsschulung und Diabetesberatung. Einstellung der Bolusgaben ab Tag 1 der Fastenintervention und sukzessive Reduktionen der Basalrate.

Ergebnisse:

Von 20 Studienteilnehmern (ST) mit T1DM mit einer Ø Diabetesdauer von 34,3 Jahren (3 – 54) und 10 ST ohne T1DM beendeten 29 das Fasten protokollgerecht (1 schmerzbedingtes Drop-out). Die tägliche Insulingesamtdosis wurde von Ø 30,9 IE auf Ø 8,9 IE vorübergehend reduziert. Fastenbedingte Ketone stiegen auf max. 2,7 ± 1,9 mmol/l bei BZ-Werten zwischen Ø 89 ± 27 und 136 ± 42 mg/dl. Das Wohlbefinden (WHO-5) verbesserte sich signifikant von 13,5 ± 4,4 auf 17,2 ± 3.8 (TD1 M; p < 0,001) bzw. von 17,5 ± 4,6 auf 18,00 ± 5,4 (Nicht-T1DM; p = 0.002).

Es traten fastenbedingte unerwünschte Ereignisse (4x Übelkeit, 2x Erbrechen, leichte Unterzucker mit < 60 mg/dl (n = 57; 3/P) und Überzuckerungen > 180 mg/dl (n = 141;7/P) auf, jedoch keine fastenbedingten Ketoazidose oder schweren SAEs.

Schlussfolgerungen:

Fasten nach Buchinger ist für Menschen mit T1DM bei entsprechender täglicher Insulindosisanpassung und psychosozial-medizinischer Begleitung möglich und kann das Wohlbefinden steigern.