Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S14
DOI: 10.1055/s-0039-1688145
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Versorgung und Komplikationen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Armut – Der Hauptprädiktor des diabetischen Fußsyndroms

S Wahler
1   Praxis am Lerchenberg, Diabetologie, Hamburg, Germany
,
A Mueller
2   Analytic Services GmbH, München, Germany
,
C Koll
3   Diabetes Zentrum Billstedt, Hamburg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Einleitung:

Ein Ziel der Deklaration von St. Vincent für Patienten mit Diabetes Mellitus ist die Verhinderung des diabetischen Fußsyndroms als Ursache von Amputationen. Hier wird über sieben Jahre die diabetesbedingte Amputationsfrequenz mit einem Deprivationsindex korreliert, der regionale Vergleichbarkeit herstellt und überprüfbar macht, wie die stationäre Behandlung des Fußsyndroms mit sozialem Status zusammenhängt.

Methode:

Krankenhausaufenthalte mit Amputation 2010 bis 2017. Anwendung eines Deprivationsindex auf Datenbasis statistischer Landesämter mit Dimensionen: Einkommen, Beschäftigung, Bildung, öffentliche Armut, Wanderungsbilanz, Umweltbelastung und Kriminalität. Berechnung auf Gemeindeniveau. Analyse per multipler Regression des Zusammenhangs Deprivationsindex mit stationärer Morbiditätsziffer des diabetischen Fußsyndroms.

Ergebnisse:

Die Anzahl stationärer Fälle mit Diagnose diabetisches Fußsyndrom steigt. Hauptdiagnose bei Typ-I ohne Entgleisung von 803 (2010) auf 1.109 (2017, +38,1%), entgleist von 920 (2010) auf 1.533 (2017, +66,6%). Typ-II ohne Entgleisung von 29.129 (2010) auf 35.641 (2017, +22,4%), entgleist von 13.085 (2010) auf 16.028 (2017, +22,5%). Der Altersschnitt sank in allen Gruppen leicht. Kodierung des Fußsyndrom einschließlich Nebendiagnose stieg von 79.047 (2010) auf 115.442 (2017) um 46%. Der Deprivationsindex zeigt einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen sozialem Status und dem Auftreten des Fußsyndroms bei Analyse auf Landkreisebene. Korrelation mit dem GIMD-Index auf Kreisebene: r = 0,56, p < 0,001: Partielle Korrelation nach Korrektur um den Alterseffekt: r = 0,43, p < 0,001.

Schlussfolgerung:

Die Zahl stationär behandelter Fußsyndrome nimmt deutlich zu, bei Abnahme des Durchschnittsalters der Patienten. Die Gründe sind vielschichtig und mit Krankenhausdaten alleine nicht zu erklären. Aufgrund des signifikanten und deutlichen Zusammenhanges mit Deprivation muss stark bezweifelt werden, ob bisherige Maßnahmen (DMP Diabetes) für das diabetische Fußsyndrom geeignet sind.