Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S11
DOI: 10.1055/s-0039-1688136
ePoster
Versorgung und Komplikationen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gibt es ein Adipositasparadox bei Menschen mit Diabetes? Eine Analyse der Daten der Heinz-Nixdorf Recall Studie

B Kowall
1   Universitätsklinikum Essen, Zentrum für Klinische Epidemiologie, Essen, Germany
,
R Erbel
2   Uniklinikum Essen, IMIBE, Essen, Germany
,
S Moebus
2   Uniklinikum Essen, IMIBE, Essen, Germany
,
KH Jöckel
2   Uniklinikum Essen, IMIBE, Essen, Germany
,
A Stang
2   Uniklinikum Essen, IMIBE, Essen, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Hintergrund:

Ob Diabetiker mit Übergewicht oder moderater Adipositas eine geringere Mortalität aufweisen als Diabetiker mit Normalgewicht, wird kontrovers diskutiert. Während einige Autoren ein solches Adipositasparadox bei Diabetikern für plausibel halten, vermuten andere methodische Fehler. Anhand von Daten der Heinz-Nixdorf Recall (HNR) Kohortenstudie werden derartige methodische Aspekte systematisch untersucht.

Methodik:

Die HNR-Studie ist eine in den Städten Essen, Mülheim und Bochum durchgeführte, bevölkerungsbasierte Kohortenstudie (Studienbeginn 2000 – 2003, n = 4814, Alter 45 – 74 Jahre). Von 642 Personen mit Diabetes (selbstberichtet, Nüchternglukose ≥126 mg/dl, Zufallsglukose ≥200 mg/dl) bei Studienbeginn verstarben 212 bis September 2018. In adjustierten Cox-Regressionen wird das Hazard Ratio (HR) für die Gesamtmortalität für den Vergleich von BMI ≥27,5 versus < 27,5 kg/m2 geschätzt. Es werden sukzessive Sensitivitätsanalysen durchgeführt (Ausschluss von Personen mit BMI < 18,5 kg/m2 und Typ-1 Diabetes, von Todesfällen während der ersten zwei Jahre des Follow-up sowie von Personen mit Krebs oder kardiovaskulären Erkrankungen in der Vergangenheit; Adjustierung für Diabetesdauer). Ferner werden eine auf Nichtraucher beschränkte Analyse sowie eine Analyse mit BMI-Daten, die fünf Jahre vor dem Beginn des Follow-up erhoben wurden, durchgeführt. Zusätzlich wird die Rolle des Collider Bias untersucht.

Ergebnisse:

In der adjustierten Cox-Regression mit allen 642 Diabetikern wird ein HR von 1,00 (95% KI: 0,74 – 1,36) geschätzt. Die genannten Sensitivitätsanalysen führen zu etwas größeren Effektschätzern bis maximal HR = 1,15 (0,83 – 1,59), gehen aber wegen der kleiner werdenden Stichproben mit unpräziseren Effektschätzern einher.

Schlussfolgerung:

Die Sensitivitätsanalysen für potentielle methodische Fehler führen zu minimal erhöhten Risiken mit gestiegener statistischer Unsicherheit. Eine Wiederholung mit größeren Stichproben ist daher indiziert.