Diabetologie und Stoffwechsel 2019; 14(S 01): S6-S7
DOI: 10.1055/s-0039-1688122
ePoster
Digitalisierung und neue Technologien
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was bringt Telemedizin bei Diabetes? Eine evidenzbasierte Analyse auf Basis von Systematic Reviews und Metaanalysen

P Timpel
1   TU Dresden, Prävention und Versorgung des Diabetes, Medizinischen Klinik und Poliklinik III, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Dresden, Germany
,
L Harst
2   TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Forschungsverbund Public Health Sachsen am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 May 2019 (online)

 

Fragestellung:

(1) Welche klinische Wirkung hat Telemedizin in der Versorgung von Diabetespatienten (Typ 1 und Typ 2) und welche spezifischen Komponenten und Patientencharakteristika sind mit einer gesteigerten Wirksamkeit (effectiveness) assoziiert?

(2) Welche Forschungsbedarfe bestehen zur Entwicklung und Evaluation von Telemedizinanwendungen?

Methode:

Eine systematische Literaturrecherche in Form eines umbrella reviews wurde durchgeführt. Neben den untersuchten Datenbanken Pubmed, Embase und Cochrane Library, wurde eine Handsuche in Google Schoolar und einschlägigen Journals sowie in den Referenzlisten eingeschlossener Studien durchgeführt.

Recherche und Studieneinschluss folgten definierten Einschlusskriterien entsprechend dem PICOT/S-Schema: Population – Patienten mit Typ 1 oder Typ 2 Diabetes; Intervention – Überprüfung einer telemedizinischen Anwendung; Control – Fall-Kontrollgruppendesign; Outcome – Überprüfung eines klinischen Parameters (HbA1c, SBP, DBP, HDL-c, LDL-c, TC, TGC); Time – Follow-up ≥3 Monate; und Study Designs – systematische Übersichtsarbeiten zu randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) oder Metaanalysen.

Zusätzlich wurde eine qualitative Inhaltsanalyse zu Forschungsbedarfen in den eingeschlossenen Studien durchgeführt.

Ergebnisse:

Von ursprünglich 3556 Veröffentlichungen waren 46 für die Datenextraktion relevant. Signifikante, klinisch relevante Reduktionen des HbA1c (≤ -0.5%) durch Telemedizinanwendungen wurden für Patienten mit Diabetes festgestellt. Je intensiver das Feedback an den Patienten und je häufiger der Patientenkontakt (z.B. Telecasemanagement; -1.2%) stattfand, umso höher die klinischen Effekte. Kürzlich diagnostizierte Patienten und jene mit Baseline-HbA1c > 8% mmol/l zeigen größere klinische Effekte.

Die qualitative Inhaltsanalyse ergab einen Bedarf an längeren, methodisch robusteren Studien mit längeren Interventionsdauern und heterogenen Populationen.

Schlussfolgerung:

Bevorstehende Leitlinienupdates sollten die identifizierten Wirksamkeitsnachweise nutzen, um evidenzbasierte Empfehlungen für die Nutzung von Telemedizin abzuleiten.