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DOI: 10.1055/s-0039-1687977
Wissen-generierende Medizin im Zeitalter der Genpanelanalyse am Beispiel des klinischen Betreuungskonzepts für PALB2-, CDH1- und TP53-Mutationsträgerinnen
Publication History
Publication Date:
28 May 2019 (online)
Einleitung:
Die genetische Untersuchung mittels TruRisk® Multigenanalyse ist fester Bestandteil der Versorgung von Betroffenen mit einer familiären Belastung für Brust- und Eierstockkrebs geworden. Für BRCA1- oder BRCA2- Mutationsträgerinnen sind altersabhängige Inzidenzen bekannt und es stehen evidenzbasierte Präventionsmaßnahmen (intensivierte BK-Früherkennung, prophylaktische Operationen) zur Verfügung. Für Trägerinnen von Mutationen in selten veränderten Genen (z.B. PALB2, CDH1, TP53) sind kaum Tumorinzidenzraten verfügbar und der klinische Nutzen organbezogener Präventionsmaßnahmen ist bislang unzureichend evaluiert. Die vorliegende Arbeit stellt ein Wissen-generierendes Konzept zur prospektiven Datenerfassung und Entwicklung klinischer Betreuungsstrukturen dar.
Materialien und Methoden:
Seit 2015 wurden an unserem Zentrum über 8600 TruRisk®-Genpanelanalysen durchgeführt. Wir identifizierten u.a. 92 PALB2-, 4 CDH1 und 34 TP53-Mutationsträgerinnen. Für diese erfassen wir prospektive Tumorinzidenzraten in der Datenbank des Deutschen Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs und evaluieren risikoangepasste Untersuchungen. Zur Entwicklung von Präventionskonzepten bei erhöhten Krebsrisiken z.B. Magen, Pankreas bei diesen Mutationsträgerinnen wurden (inter-)nationale Empfehlungen berücksichtigt.
Ergebnisse:
Mutationsträgerinnen mit erhöhtem Pankreaskarzinomrisiko (z.B. PALB2) wird eine jährliche Oberbauchsonografie ggf. erweitert um CEUS, Endosonografie bzw. MRT angeboten. Für CDH1-Mutationsträgerinnen werden eine Gastrektomie oder Gastroskopie mit multiplen Biopsien alle 6 – 12 Monate diskutiert. TP53-Mutationsträgerinnen werden Untersuchungen nach dem Toronto Protokoll angeboten. Bei Identifizierung neuer Risikogene mittels TruRisk®-Panel kann das Konzept angepasst werden.
Zusammenfassung:
Den Herausforderungen der Genpanelanalyse für die „clinical utility“ begegnen wir mit dem dargestellten interdisziplinären Konzept und zeigen damit beispielhaft, wie Forschungsergebnisse zügig zum Nutzen der Betroffenen eingesetzt werden.