CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(S 02): S119-S120
DOI: 10.1055/s-0039-1686303
Abstracts
Otologie

Von der Silbe zum Wort: EEG-Studien zu Sprachwahrnehmung und -erwerb von Kleinkindern mit Cochlea-Implantaten

NK Vavatzanidis
1   HNO – Universitätsklinikum Dresden, Dresden
,
A Hahne
1   HNO – Universitätsklinikum Dresden, Dresden
,
D Mürbe
1   HNO – Universitätsklinikum Dresden, Dresden
,
AD Friederici
2   MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig
,
T Zahnert
1   HNO – Universitätsklinikum Dresden, Dresden
› Author Affiliations
Marga-und-Walter-Boll-Stiftung, DFG
 

Bislang ist noch wenig darüber bekannt, was Kleinkinder nach dem Erhalt eines Cochlea-Implantats wahrnehmen und wie dies den späteren Spracherwerb beeinflusst. In drei longitudinalen EEG-Studien und einer Folgestudie untersuchen wir, ob und wann bestimmte linguistische Merkmale über das Implantat wahrgenommen werden und wie dies zeitlich den Worterwerb beeinflusst.

Wir erhoben EEG-Daten von Kindern, die vor ihrem vierten Geburtstag bilateral implantiert wurden. Studie 1 und Studie 2 verwenden ein klassisches Oddball-Paradigma, das die Differenzierung von Vokallängen und Betonungsmustern in den ersten Monaten nach Implantation untersucht. Studie 3 und die Folgestudie erfassen mit einem N400-Paradigma die Bildung stabiler Wort-Objekt-Beziehungen. Die Ergebnisse von kongenital ertaubten Kindern wurden stets gesondert betrachtet.

Kongenital ertaubte Kinder nehmen nach 2 Monaten Hörerfahrung Unterschiede in der Vokallänge wahr und erreichen nach 4 Monaten das Niveau normalhörender Kinder gleichen Lebensalters. Unterschiede im Betonungsmuster werden nach 6 Monaten erkannt (4 Monate bei vorheriger Hörerfahrung). Stabile Wort-Objekt-Beziehungen sind bereits nach 12 Monaten Hörerfahrung und damit noch früher zu beobachten als bei normalhörenden Kindern gleichen Höralters.

Basale auditive Informationen sind demnach nicht unmittelbar nach Implantatsaktivierung verfügbar, sondern erfordern eine gewisse Hörgewöhnung. Im Gegensatz dazu stützt sich der Worterwerb stärker auf andere kognitive Fähigkeiten, die durch das höhere Lebensalter der implantierten Kinder weiter entwickelt sind. Dies führt zu einem schnelleren Worterwerb trotz des schlechteren Hörvermögens. Die Folgestudie zeigt, ob die frühen EEG-Ergebnisse mit der späteren Sprachleistung im Alter von 6 – 8 Jahren korrelieren.



Publication History

Publication Date:
23 April 2019 (online)

© 2019. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York