Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(S 02): S118
DOI: 10.1055/s-0039-1686287
Abstracts
Otologie

Mechanismen und Konsequenzen der pathologischen Hörermüdung bei der auditorischen Synaptopathie DFNB9

N Strenzke
1   Klinik f. HNO-Heilkunde, UMG, Göttingen
,
M Pelgrim
1   Klinik f. HNO-Heilkunde, UMG, Göttingen
,
M Jeschke
2   Institut für auditorische Neurowissenschaften, UMG, Göttingen
,
E Reisinger
1   Klinik f. HNO-Heilkunde, UMG, Göttingen
› Author Affiliations

Teilprojekt A06 im Sonderforschungsbereich 889 "zelluläre Mechanismen der sensorischen Verarbeitung"
 

Mutationen im OTOF-Gen führt zu bei Patienten mit auditorischer Synaptopathie DFNB9 zu einer pathologischen Hörermüdung. Trotz klinisch vollständiger Taubheit können sehr seltene Schallreize in Ruhe noch wahrgenommen werden. In leichteren Fällen sind die Hörschwellen annähernd normal, das Sprachverstehen ist jedoch sehr schlecht. Die Ursache liegt in einer verstärkten Adaptation aufgrund einer Störung des Wiederauffüllens des Vesikelpools an der Synapse der inneren Haarzelle.

Wir konnten jetzt zeigen, dass eine zentrale Kompensation dieses spezifischen cochleären Defekts der Schallkodierung nur sehr eingeschränkt möglich ist. In unseren Einzelzellableitungen an einer Otoferlin-Mausmutante mit der humanrelevanten I515T Punktmutation waren besonders die Antworten von denjenigen Zellen des Nucleus cochlearis, die auf eine präzise Erkennung mehrerer gleichzeitig eintreffender Inputs spezialisiert sind (Octopus-Zellen), deutlich reduziert. Im Colliculus inferior war die auffälligste Veränderung eine gravierende Störung der Antworten auf amplitudenmodulierte Töne: die Aktionspotentiale waren zwar zeitlich präzise, aber die Raten als Folge der gestörten schnellen Adaptation im Stimulusverlauf deutlich reduziert. Bei einer stärker betroffenen Mausmutante („Pachanga“) waren nur bei sehr langsamer Reizung überhaupt Antworten messbar.

Die Einschränkung der Kodierung von raschen Intensitätsfluktuationen aufgrund der synaptischen „Ermüdung“ der inneren Haarzelle erklärt die Defizite im Sprachverstehen. Dieses könnte möglicherweise durch eine Störgeräuschunterdrückung und generelle Lautstärkereduktion verbessert werden, welche die pathologische Adaptation vermeiden hilft. Ein psychakustischer Test zur Lückenerkennung im Rauschen wäre zur spezifischen Diagnostik gut geeignet.



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Publication Date:
23 April 2019 (online)

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