CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(S 02): S291
DOI: 10.1055/s-0039-1686235
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Otologie

Diagnose-Herausforderung: Subakuter Infarkt der Arteria inferior anterior cerebelli (AICA) – Ein Fallbericht

T Netz
1   Uniklinikum RWTH Aachen, Aachen
,
J Ilgner
1   Uniklinikum RWTH Aachen, Aachen
,
M Westhofen
1   Uniklinikum RWTH Aachen, Aachen
› Institutsangaben
 

Einleitung:

Angesichts der Häufigkeit akuter vestibulärer Störungen bei gleichzeitig breit gefächerter Symptomatologie stellt die Differenzierung zentraler von peripheren Funktionsstörungen immer wieder eine Herausforderung dar, vor allem, weil erstere potenziell einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können. Im Folgenden stellen wir den Fall eines Infarkts der Arteria inferior anterior cerebelli (AICA) vor.

Fallbericht:

Wir berichten über einen 70-jährigen Mann mit Diabetes mellitus Typ II, der mit seit 4 Tagen bestehenden Gleichgewichtsbeschwerden und einer akuten Hörminderung links überwiesen wurde. Er klagte über eine plötzliche Beschwerdeprogredienz mit Übelkeit unter oraler Kortisontherapie. Im Kopf-Impulstest zeigten sich Nachstellsakkaden aller Bogengänge links. Die übrigen HINTS (außer Kopfimpulstest: Blickrichtungsnystagmus und vertikale Abweichung der Blickachse) waren unauffällig. Wir stellten eine sensorineurale Hörminderung links von 40 – 60dB fest. Außerdem klagte der Patient über eine Parästhesie des linken Mundwinkels.

Es folgte eine notfallmäßige neurologische Vorstellung. In der Zwischenzeit kam eine Dysarthrie, Dysmetrie im Finger-Nase-Versuch links und eine geringgradige Fazialisparese links hinzu. Eine arterielle Angio-MR des Kopfes zeigte einen frischen Infarkt des Pedunculus cerebelli im Stromgebiet der AICA links. Die weitere Diagnostik zeigte ein bisher unbehandeltes Vorhofflimmern und eine arterielle Hypertonie.

Schlussfolgerung:

Im Falle einer akut entstandenen Schwindelsymptomatik mit Hörminderung sollte auch an einen Infarkt der AICA gedacht werden, insbesondere bei Patienten mit kardiovaskulärem Risiko. Geringfügige Parästhesien, Dysarthrien oder Dysmetrien weisen auf eine zentrale Ursache hin und müssen zeitnah neurologisch abgeklärt werden.



Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. April 2019 (online)

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