Der Einfluss von Trommelfelldefekten auf die Transferfunktion des Mittelohres

Einleitung:

Verletzungen und Entzündungen des Mittelohres führen häufig zu persistierenden Trommelfelldefekten. Bei Diskrepanz zwischen Defektgröße und Hörverlust besteht der Verdacht auf eine weitere Pathologie. In dieser Studie evaluierten wir die Auswirkungen von Lokalisation und Ausmaß eines Trommelfelldefektes auf die Schallübertragungseigenschaften des Mittelohres.

Methodik:

An sechs unfixierten humanen Felsenbeinen wurden die Schwingungsübertragungseigenschaften von Trommelfelldefekten mit einem Durchmesser ab 1 mm aufsteigend bis zum totalen Trommelfelldefekt evaluiert. Ebenso wurde die Defektlokalisation bewertet. Nach akustischer Anregung über den Gehörgang fand die Messung der Schnelle der Steigbügelfußplatte durch Einpunkt-Laser-Vibrometrie statt.

Ergebnisse:

Die gemessenen Schnellen der Fußplatte nach akustischer Anregung zeigten frequenz- und größenabhängige Verluste bei allen Defektlokalisationen. Schon bei kleinen Defekten fand sich ein Verlust der niedrigen Frequenzen, der sich bei zunehmender Defektgröße auf höhere Frequenzen ausbreitet. Bei totalem Trommelfelldefekt ist eine relative Abnahme der Transferfunktion von bis zu 30 dB zu verzeichnen. Im direkten Lokalisationsvergleich beeinträchtigen posteriore Defekte die Übertragungseigenschaften in höherem Ausmaß.

Schlussfolgerungen:

Die Größe und Lokalisation eines Trommelfelldefektes entscheidet über die Mittelohrübertragungsfunktion. Im klinischen Alltag können diese Ergebnisse zur Differenzierung zwischen isolierten Trommelfelldefekten und weiteren Mittelohrpathologien herangezogen werden.

Publication History

Publication Date:
23 April 2019 (online)