CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2019; 98(S 02): S36
DOI: 10.1055/s-0039-1685788
Abstracts
Lernen am Fall

Schmerzhafte Nasenatmungsbehinderung: Differentialdiagnosen

L Schultes
1   Universitätsklinikum Würzburg, HNO, Würzburg
,
F Kraus
1   Universitätsklinikum Würzburg, HNO, Würzburg
,
W Shehata-Dieler
2   Uniklinikum Würzburg – HNO, Würzburg
,
R Hagen
2   Uniklinikum Würzburg – HNO, Würzburg
› Author Affiliations
 

Die Leishmaniose ist eine durch intrazelluläre protozoische Parasiten ausgelöste Infektionskrankheit. Sie tritt vor allem in Asien, Afrika sowie in Süd- und Mittelamerika auf. Die Übertragung erfolgt durch die Sandmücke. Abhängig vom Subtyp und Immunstatus des Infizierten kann es zur kutanen, mukokutanen oder viszeralen Verlaufsform kommen, wobei die kutane Variante am häufigsten ist. Mehr als 90% aller Fälle werden durch Erreger der Spezies Leishmania braziliensis ausgelöst. Die Inkubationszeit der mukokutanen Leishmaniose kann Wochen bis Jahre betragen. Eine zunehmende Ausbreitung in Richtung Norden ist beschrieben.

Wir berichten über einen 23-jährigen Patienten, der sich mit einer progredienten Odynophagie, Schmerzen in der Nase und einer Nasenatmungsbehinderung vorstellte. Im Rahmen der Endoskopie zeigte sich eine deutliche Destruktion der Nasenscheidewand mit Einengung beider Nasenhaupthöhlen. Im Pharynx und Larynx stellten sich Erosionen und Granulome sowie eine gerötete Schleimhaut dar.

Nach endonasaler Biopsie wurde mittels PCR und Sequenzanalyse Leishmania braziliensis nachgewiesen. Es wurde eine systemische Therapie mit Miltefosin und Pentamidin begonnen. Nach wenigen Wochen zeigten sich die Befunde deutlich regredient. Der Patient war beschwerdefrei.

Bereits 2015 war der Patient auf Grund einer kutanen Leishmaniose des rechten Unterschenkels, im Rahmen eines Brasilienaufenthaltes, für einige Wochen mit Amphotericin B behandelt worden.

Die mukokutane Leishmaniose ist eine in Deutschland selten vorkommende Infektionskrankheit. Durch die Manifestationszeit von 2 Wochen bis 10 Jahren ist eine korrekte Diagnose oft erschwert. Umso wichtiger ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen HNO, klinischer Mikrobiologie, Infektiologie und bei Bedarf der Tropenmedizin.



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Publication Date:
12 June 2019 (online)

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