Kinder- und Jugendmedizin 2019; 19(01): 3-4
DOI: 10.1055/s-0039-1682824
Editorial
Georg Thieme Verlag KG

Kinder- und Jugendmedizin

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
Prof. Dr. med. Wieland Kiess
1   Schriftleiter
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Publication Date:
27 February 2019 (online)

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in dieser Ausgabe unserer Zeitschrift Kinder- und Jugendmedizin möchten wir Ihnen Erfahrungen und neue Gedanken sowie neue Ergebnisse aus unserem Kinder-Adipositas-Schwerpunkt in Leipzig präsentieren. Das Thema „Kindliche Adipositas” ist für uns alle in den Kliniken, Praxen, Behörden, Schulen und Kindergärten sowie in der Gesellschaft wichtig und überall vorhanden. Erfreulich ist, dass in manchen Altersgruppen im Kindes- und Jugendalter das Vorkommen der Adipositas eher nicht mehr zunimmt!

Zunächst präsentieren wir Ihnen aber wichtige Informationen zum Prader-Labhart-Willi-Syndrom, dem häufigsten Adipositas-Syndrom als Beispiel einer genetischen Erkrankung, die mit Adipositas einhergeht. Wichtig dabei ist, dass die Adipositasentwicklung einem charakteristischen zeitlichen Verlauf (nach dem Säuglingsalter im Kleinkindesalter sichtbar werdend) folgt und in aller Regel neben der Adipositas andere wegweisende Symptome das Krankheitsbild charakterisieren.

Unsere interdisziplinäre Adipositasgruppe an der Leipziger Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin beschreibt dann für Sie standardisierte Therapiestrategien von der Beratung und Begleitung in einer niederschwelligen Adipositasambulanz bis zu bariatrischer Chirurgie und Adipositaspräventionsansätzen. Wie bereits erwähnt, nimmt die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland erfreulicherweise nicht mehr weiter zu. Während die Prävalenz bis in die frühen 2000er-Jahre in allen Ländern, gerade auch in Europa mit hohem Einkommensniveau, angestiegen ist, so setzt sich dieser Trend in eben den reichen Industrienationen derzeit nicht mehr überall fort! Allerdings nehmen die Prävalenz der extremen Adipositas und auch das Ausmaß einer abdominellen Adipositas bei jungen Kindern wieder zu. Dies ist aufgrund der damit vergesellschafteten Komorbiditäten alarmierend und sollte uns in unseren Präventions- und Therapieanstrengungen nicht entmutigen!

Unter Leitung der HTWK, Fachhochschule Leipzig, und deren Rektorin Frau Professorin Gesine Grande konnten wir zusammen mit Krankenkassen und hier insbesondere der AOK und mit der Stadt Leipzig inzwischen ein verhältnisbezogenes Adipositaspräventi-onsprojekt in Angriff nehmen. Erste Daten und Gedanken dazu präsentiert Ihnen Frau Ulrike Igel mit unserem Team. Es ist wichtig, in den Kommunen, regional vor Ort und in den Städten, Vereine, Behörden, Schulen, Kindertagesstätten, Kliniken und Ärztenetzwerke an einen Tisch zu bekommen, um eine lebenswerte und gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen.

Schließlich schreibt Frau Professorin Charlotte Schubert, die Inhaberin des Lehrstuhls für Alte Geschichte im Historischen Seminar der Universität Leipzig, dass Dickleibigkeit in der Geschichte der westlichen Gesellschaft seit der Antike ein viel behandeltes Thema ist! Gerade auch im gesellschaftlich-historischen Kontext begegnet uns die Beschäftigung mit Dickleibigkeit. Es überrascht, dass sich heutige Vorurteile mit Bezug auf die „Maßlosigkeit der Nahrungsaufnahme” schon in der Antike finden lassen. Ich meine, dass gerade auch der historische Blick und das Lernen an Vergangenem unseren Blick für die Zukunft und für echte Präventionsansätze schärfen können.

Wir im Herausgeberteam der Zeitschrift Kinder- und Jugendmedizin und im Team des Thieme Verlags wünschen Ihnen ein wunderbares Lesevergnügen.