Osteologie 2019; 28(01): 80-81
DOI: 10.1055/s-0039-1680056
Posterbegehung 6
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Osteitis cystoides multiplex täuscht eine rheumatoide Arthritis vor

U Lange
1   Universität Gießen, Campus Kerckhoff, Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin, Bad Nauheim
,
G Dischereit
2   Rheumazentrum Mittelhessen, Rheumatologie, Bad Endbach
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Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Kasuistik: Vorstellung einer 46-jährigen Patientin mit der Verdachtsdiagnose einer rheumatoiden Arthritis aufgrund seit mehreren Wochen bestehender und anhaltender Beschwerden im Bereich der Fingermittelgelenke. Keine Angabe weiterer Symptome, keine Vorerkrankungen bekannt.

Methode:

Primärdiagnostik: Klinisch zeigten sich leichte Schwellungen und eine Druckschmerzhaftigkeit über den PIP-Gelenken 3 – 5 links und 4 rechts mit eingeschränkter Gelenkfunktion. Arthrosonographisch geringe Ergussbildung detektierbar. Laborchemisch BSG 42 mm/1h, CRP 1,5 mg/dl, Linksverschiebung im Differential-BB, Rheumaserologie komplett unauffällig. Radiomorphologisch zeigten sich vom Caput bis in den Corpus phalangis der proximalen Fingerknochen 3 – 5 links und 4 rechts deutliche zystische Aufhellungen. Weiterführende Diagnostik: Laborchemisch ACE, löslicher Interleukin-2-Rezeptor und Neopterin erhöht. Im Röntgen-Thorax symmetrische Lymphknotenvergrößerungen hilär bds. ohne sichtbare Veränderungen des Lungengewebes. Lungenfunktionsprüfung ohne Auffälligkeiten.

Ergebnisse:

Diagnose: Lungen- und Knochensarkoidose (M. Jüngling – Osteitis cystoides multiplex) Therapie: Coxib-Gabe (Arcoxia 90 mg/die), hierunter gute Linderung der Schmerzen an den Fingergelenken. Eine kausale Therapie ist aktuell nicht verfügbar.

Diskussion:

Die Sarkoidose ist eine systemische Erkrankung des Bindegewebes mit Granulombildung und einem Altersgipfel zwischen dem 20.-40. Lebensjahr. Die Prävalenz beträgt ca. 1 – 40 pro 100.000 Einwohner, Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die relativ seltenen Veränderungen am Knochen gelten als Spätmanifestation einer jahrelang vorbestehenden Sarkoidose (sekundäre Folge granulomatöser Prozesse im Knochenmark). In vorliegendem Fall ergab sich für eine bereits längere Zeit vorbestehende Systemerkrankung jedoch kein Anhalt. Auch die Lungensarkoidose entsprach einer Frühmanifestation (Stadium I). Der durchgeführte Organ-Check-up (Augen, Herz, Leber, Milz, Nieren, Haut, Nervensystem) zeigte keine weiteren Manifestationen.