Osteologie 2019; 28(01): 53-54
DOI: 10.1055/s-0039-1679984
Freie Vorträge Alterstraumatologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Herausforderung der sakralen Insuffizienzfraktur

JR Andresen
1   Sigmund-Freud-Privatuniversität, Medizinische Fakultät, Wien
,
CM Kullen
2   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide
,
P Auvera
1   Sigmund-Freud-Privatuniversität, Medizinische Fakultät, Wien
,
S Radmer
3   Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Berlin
,
HC Schober
4   Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Klinik für Innere Medizin I, Rostock
,
U Nissen
5   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Heide
,
R Andresen
2   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
05 March 2019 (online)

 

Einleitung:

Ziel dieser Studie war die Abschätzung der klinischen Bedeutung von Insuffizienzfrakturen des Os sacrum.

Methode:

Eine selektive Literaturrecherche wurde in PubMed und GoogleScholar zu bildgebender Diagnostik, Beckenfraktur, sakrale Insuffizienzfraktur, Os sacrum, Osteosynthese, Schmerztherapie, Sakroplastie und Zementaugmentation durchgeführt. Von 1986 Abstracts wurden 215 relevante Artikel im Volltext ausgewertet, wobei Originalarbeiten, Übersichtsartikel und Fallbeschreibungen inkludiert wurden.

Ergebnisse:

Als wichtigste Risikofaktoren für das Auftreten von Sakruminsuffizienzfrakturen gelten das weibliche Geschlecht, das Alter > 70 Jahre und vorhandene Osteoporose. Bei Patienten solcher Risikogruppen wird eine Inzidenz bis zu 5% vermutet, bei Patienten > 80 Jahren noch deutlich höher. Starke, meist akut auftretende, immobilisierende Kreuz-, Gesäß-, und Leistenschmerzen stehen klinisch im Vordergrund. Diese Frakturen sind auf konventionellen Röntgenaufnahmen schwierig zu diagnostizieren, sie werden prospektiv bis zu 70% nicht erkannt. Für die Frakturdetektion hat die MRT mit ca. 100% die höchste Sensitivität und ist damit der CT überlegen. Nach Denis et al. werden eine transalare (Typ 1), transforaminale (Typ 2) und zentrale (Typ3) Frakturverlaufszone unterschieden, zusätzliche horizontale Frakturausläufer kommen vor. Bilaterale Frakturen sind hierbei häufiger als unilaterale. Zunächst eingeleitete konservative Maßnahmen bedingen durch die Immobilisierung weitere Komorbiditäten sowie eine Verschlechterung des muskuloskelettalen Systems und bringen häufig erst langfristig eine klinische Besserung. Lediglich Patienten mit geringen Ausgangsschmerzen lassen sich frühzeitig mobilisieren und profitieren von diesen Maßnahmen. Bei nicht-dislozierten Typ IIa Frakturen nach der Fragility Fractures of the Pelvis Klassifikation bietet sich die perkutane Zementeinbringung als minimalinvasive effektive Schmerzbehandlung an. Hierbei kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Als Komplikation sind mögliche symptomatische Zementleckagen zu bedenken. Bei Patienten mit instabilen Frakturen können perkutane Schrauben-, Platten- oder spinopelvine Osteosynthesen in Erwägung gezogen werden.

Diskussion:

Die Inzidenz von Insuffizienzfrakturen des Os sacrum wird in Zukunft weiter steigen. Zur Vermeidung einer konsekutiven Invalidisierung ist eine schnelle Diagnostik und multimodale, interdisziplinäre Therapie notwendig. Patienten mit geringen Schmerzen können konservativ behandelt werden. Patienten mit staken Schmerzen und nicht-dislozierten Frakturen profitieren von einer Zementaugmentation effektiv und nachhaltig. Patienten mit immobilisierenden Schmerzen und instabilen Frakturen sollten rechtzeitig osteosynthetisch versorgt werden. Eine leitliniengerechte Osteoporosetherapie, möglichst osteoanabol, ist in der Regel im weiteren Verlauf notwendig.