Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2019; 47(02): 137
DOI: 10.1055/s-0039-1679113
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Transdermaler Wirkstofftransfer via Nanocarrier im Vergleich zur oralen Therapie mit Thiamazol

D Böhm
1   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
,
S Moré
2   DendroPharm GmbH, Berlin
,
L Kloner
1   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
,
R Haag
3   Institut für Organische Chemie, Freie Universität Berlin, Berlin
,
B Kohn
1   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. April 2019 (online)

 

Einleitung:

Die Hyperthyreose ist die häufigste Endokrinopathie der Katze. Aktuell sind ausschließlich orale Thyreostatika-Formulierungen zugelassen, wobei nicht alle Katzen eine orale Medikamentengabe tolerieren. Eine Alternative ist die transdermale Wirkstoffapplikation.

Ziele:

Es sollte die Wirksamkeit einer neuartigen dermalen Thiamazol-Formulierung vom Typ amphiphile, dendritische Kern-Multischalen-Nanocarrier (CMS-Nanocarrier) mit einer oralen Formulierung zur Behandlung der felinen Hyperthyreose verglichen werden.

Material und Methoden:

Einschlusskriterium für die Studie war eine Serum-T4-Konzentration > 4,5 µg/dl oder ein Wert von 3–4 µg/dl und typische klinische Befunde. Insgesamt 24 Katzen wurden mit einem Salben-Dosierapplikator transdermal behandelt und nach 3 und 8 Wochen kontrolliert. Als retrospektive Vergleichsgruppe dienten 30 oral behandelte Katzen. Die individuelle Dosis lag zwischen 3 und 10 mg bei dermal sowie zwischen 1,25 und 10 mg bei oral behandelten Tieren. Die Schwankungen der T4-Werte bei „Partnerkatzen“ (n = 16) im Haushalt wurden in der dermalen Gruppe vor und 2 Wochen nach Therapiebeginn gemessen und mit den Schwankungen bei anderen gesunden Katzen (Kontrollgruppe [n = 21]) verglichen.

Ergebnisse:

Nach 3 Wochen waren 50% der transdermal behandelten Tiere euthyreot oder besserten sich klinisch. In der oralen Vergleichsgruppe waren es 47%. Für dermal behandelte euthyreote Katzen betrug die mittlere Dosis für T4 < 10 µg/dl 1,21 mg/kg und für T4 > 10 µg/dl 1,83 mg/kg. Die Akzeptanz durch die Tierhalter war gut. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Partnerkatzen hatten vergleichbare Serum-T4-Wert-Schwankungen wie die Kontrollgruppe.

Schlussfolgerungen:

Die verwendete Thiamazolsalbe war zur Behandlung feliner Hyperthyreose geeignet und resultierte in einem ähnlichen Therapieerfolg wie die orale Behandlung. Entsprechend der Dosis-Wirkungs-Beziehung ergibt sich folgende dermale Dosierungsempfehlung: für Katzen mit T4 > 10 µg/dl 7–8 mg und für Tiere mit T4 < 10 µg/dl 3,5–4,5 mg täglich. Ein Kontakt zu Partnerkatzen führte nicht zu einer Beeinflussung deren T4-Werts, was auf Sicherheit auch für den Besitzer zurückschließen lässt.