Tragischer Verlauf einer vermeintlichen Sarkoidose

Kasuistik Ein 47-jähriger Mann ohne Vorerkrankungen stellte sich bei seinem Hausarzt mit trockenem Husten, Fieber, Leistungsminderung und 10 kg ungewolltem Gewichtsverlust vor. An Noxen wurden 30 packyears Zigarettenrauchen und täglicher Alkoholkonsum angegeben.

Die radiologische Bildgebung des Thorax zeigte flächenhafte oberlappenbetonte Konsolidierungen mit Kavernenbildung. In einer umfangreichen Diagnostik wurden eine Tuberkulose und weitere Infektionen ausgeschlossen. Bei erhöhtem CD4/CD8-Quotienten in der BAL und Nachweis von epitheloidzelligen Granulomen in transbronchialen Biopsien wurde auswärts stationär eine Sarkoidose diagnostiziert und auf Grund einer eingeschränkten Lungenfunktion eine Steroidtherapie eingeleitet.

Darunter kam es innerhalb der nächsten Monate zu einem Progress der pulmonalen Infiltrate und Nachweis von zerebralen und abdominalen Abszessen, die zu einer Aufnahme in unsere Klinik führten. Erst nach operativer Sanierung der Abszesse wurde in der mikroskopischen Untersuchung Nocardia farcinica nachgewiesen und eine antibiogrammgerechte Therapie mit Meropenem und Amikacin durchgeführt, unter der die Abszess- und Kavernenbildung dennoch fortschritt. Schließlich verstarb der Patient nach einem langen intensivmedizinischen Aufenthalt im Rahmen eines septischen Schocks mit Multiorganversagen.

Nokardiose Die Nokardiose ist eine seltene granulomatöse bakterielle Infektionskrankheit. Nokardien gehören zur Familie der Actinomyceten und kommen ubiquitär in Feuchtbiotopen vor. Aufgenommen werden die aeroben, grampositiven, verzweigt fadenförmigen und partiell säurefesten Stäbchen exogen durch Inhalation oder Hautwunden. Als Risikofaktoren gelten die Immunsuppression und strukturelle Lungenerkrankungen. Typisches Krankheitsmerkmal ist eine Abszessbildung, die in jedem Organ stattfinden kann, wobei der pulmonale Beginn häufig ist.

Diskussion Der Fall veranschaulicht, welch schweren Verlauf eine Infektionserkrankung mit Nocardien nehmen kann und soll dafür sensibilisieren bei offensichtlichen Befundkonstellationen trotzdem an seltene Differenzialdiagnosen zu denken, Patienten unter eingeleiteter Therapie für Verlaufskontrollen anzubinden und die initial gestellte Diagnose regelmäßig infrage zu stellen.