Die Psychiatrie 2011; 08(02): 77-81
DOI: 10.1055/s-0038-1671877
Schwerpunkt
Schattauer GmbH

Schizoaffektive Psychosen: eine herausfordernde klinische Realität

Schizoaffective disorders: a challenging clinical reality
A. Marneros
1   Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
J. Angst
2   Zürich Universitätshospital für Psychiatrie
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. September 2018 (online)

Zusammenfassung

Schizoaffektive Erkrankungen stellen leider immer noch ein nosologisches Ärgernis dar, obwohl sie eine sehr präsente und nicht seltene klinische Realität sind. Manche noch stattfindende Diskussionen darüber, ob es sie gibt oder nicht, sind nicht nur anachronistisch, sondern auch völlig sinnlos. Man kann klinische Realitäten nicht durch theoretische Konstrukte ersetzen. Zweck der Forschung muss gerade das Studium und die Erklärung dieser klinischen Realitäten sein. Schizoaffektive Psychosen müssen als eine Herausforderung für Klinik und Forschung betrachtet werden. Die Fragen, die sie durch ihre Position zwischen den beiden Prototypen (Schizophrenie und affektive Störungen) aufwerfen, geben auch die Chance, die prototypischen Störungen besser zu verstehen. Zukünftige Forschung und zukünftige Klassifikationssysteme sollten eine longitudinale Achse als eine Voraussetzung für die Definition von schizoaffektiven Erkrankungen betrachten. Die genetische Forschung könnte einige der wichtigsten Fragen zum Wesen der schizoaffektiven Psychosen in der Zukunft besser beantworten.

Summary

Schizoaffective disorders are, unfortunately, still a nosological nuisance, but nevertheless a very present and not infrequent clinical reality. Sometimes it is still being discussed whether they exist or not, but these discussions are not only anachronistic but also entirely useless. Clinical reality cannot be replaced by theoretical constructs. To study and explain these clinical realities must be aim and purpose of psychiatric research. Both clinicians and researchers should regard schizoaffective psychoses as a challenge. The questions these disorders pose due to their position between the two prototypes (schizophrenia and mood disorders), can also be a chance to better understand the prototypic disorders. In future, research and classification systems should regard a longitudinal axis as a pre-condition for defining schizoaffective disorders. Genetic research might be better able to answer some of the most important questions about the nature of schizoaffective psychoses.