Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 279
DOI: 10.1055/s-0038-1671609
Freie Vorträge
Donnerstag, 01.11.2018
Herausforderungen in der Kinder- und Jugendgynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Primär- und Sekundärprävention ungeplanter Schwangerschaft – ein ärztliche Unterrichtseinheit in Schulen

C Klapp
1   Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. ÄGGF, Hamburg, Deutschland
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
A Mais
1   Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. ÄGGF, Hamburg, Deutschland
,
H Kramer
1   Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e.V. ÄGGF, Hamburg, Deutschland
,
B Isensee
3   Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung IFT Mord, Kiel, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Trotz vielfältiger Möglichkeiten zur Verhütung kommen Schwangerschaften immer wieder ungewollt und ungeplant vor.

Hieraus ergeben sich oft Ambivalenzkonflikte, existentielle Gewissensnöte, Hilflosigkeitserleben und Ängste. Insbesondere von Jugendlichen werden ungeplante Schwangerschaften mehrheitlich als „Katastrophe“ wahrgenommen. Diese zu vermeiden und Jugendlichen zu vermitteln, wie sie ungewollte Schwangerschaften so sicher wie möglich verhüten können und/oder welche Unterstützung ihnen beim Eintritt ungeplanter Schwangerschaft zu Verfügung steht, ist das Ziel der ergänzenden ärztlichen Informationsvermittlung im Projekt „Ungeplant schwanger – wie geht es weiter?“

Methoden:

Ärzt/innen der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung (ÄGGF e.V.) bieten in Schulen strukturierte, semistandardisierte Informationsstunden zur Prävention ungeplanter Schwangerschaft an. In einer cluster-randomisierten Wartekontrollgruppen-Studie mit zwei Messzeitpunkten wurden Akzeptanz, Wissenszuwachs und Selbstwirksamkeitserwartung evaluiert. Teilnehmer/innen waren Jugendliche in Schulen, 8.–11. Klassenstufe.

Ergebnisse:

Bei 1.000 Veranstaltungen wurden insgesamt 19.000 Teilnehmer/innen in 10 verschiedenen Bundesländern erreicht. 106 Klassen mit 1.855 Teilnehmer/innen wurden evaluiert.

ÄrztInnen mit ihrer Schweigepflicht sind als BeraterInnen und WissensvermittlerInnen hoch akzeptiert.

81% der Schüler/innen hatten nach eigner Einschätzung viel – sehr viel Neues gelernt, mit auch objektiv nachweisbar signifikant erhöhtem Wissen. 82% bevorzugen solche Informationen durch Ärzt/Ärztinnen.

Die Interventionsgruppe wies einen größeren Wissenszuwachs auf, zeigte eine größere Steigerung der Intention zur Nutzung von Pille und Kondom und einen ausgeprägteren Zuwachs in der Selbstwirksamkeitserwartung im Falle einer möglichen ungeplanten Schwangerschaft als Schülerinnen und Schüler der Kontrollgruppe.

Zusammenfassung:

Die ÄGGF hat mit Förderung durch die BZgA eine ärztlich angeleitete interaktive Unterrichtseinheit mit dem Fokus „Ungeplant schwanger – wie geht es weiter?“ für Schüler/innen 1.000 dieser ärztlichen Präventionsveranstaltungen in Schulen wurden umgesetzt und 106 mit deutlichem Erfolg evaluiert.