Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 267
DOI: 10.1055/s-0038-1671572
Poster
Freitag, 02.11.2018
Case-Report VI
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Exsudative zentrale Amotio retinae nach Spontanpartus – ein Fallbericht und Literaturrecherche

K Weiss
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
S Suffo
2   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
B Seitz
2   Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
J Radosa
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
D Benndorf
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
R Ströder
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
EF Solomayer
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
,
A Hamza
1   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Einführung:

Die exsudative zentrale Amotio retinae ist eine seltene postpartale Komplikation. Die Datenlagen sind begrenzt.

Fallvorstellung:

Wir berichten von einer 31-jährigen Patientin I. Gravida I. Para, die in der 41+1 SSW zur Geburtseinleitung bei Entbindungstermin-Überschreitung stationär aufgenommen wurde. Anamnetisch bekannter Morbus Basedow.

Bei der Patientin setzten wir 200 µg Misoprostol (Vaginalinsert- Misodel®) zur Geburtseinleitung bei unreifer Zervix ein. Im stationären Verlauf entwickelte sie regelmäßige Wehentätigkeit. Es kam zum komplikationlosen Spontanpartus.

Nach der Geburt entwickelte die Patientin eine postpartale atonische Blutung und wurde kreislaufinstabil. Entschluss zur notfallmäßigen Nachtastung und Nachcurettage. Intraoperativ wurde eine instrumentelle Nachtastung mit Einlage eines Bakri®-Ballonkatheter durchgeführt, darunter sistierte die Blutung.

Die Patientin klagte über einen zunehmenden Verlust der Sehfähigkeit auf beiden Augen. In der Abklärung durch die Ophthalmologie ergab sich eine exsudative zentrale Amotio retinae beidseits. Sie wurde systemisch mit Methylprednisolon (intravenös 1. Tag 250 mg, 2./3. Tag 125 mg, dann oral alle 3 Tage um 20 mg reduziert) und Acetazolamid (2 × 250 mg/d, 3. Tag 2 × 150 mg/d für 14 Tage) behandelt. Unter der Therapie kam es zu einer raschen Befundbesserung mit Rückgang des Ödems. Der weitere postpartale Verlauf zeigte sich unauffällig. Die Patientin konnte nach einer Woche bei Wohlbefinden entlassen werden. Sie wurde weiterhin engmaschig ambulant durch die Ophthalmologie betreut. Bei den Nachkontrollen zeigten sich der Visus und der Tensio beidseits stabil.

Zusammenfassung:

Bei postpartalen Sehstörungen ist eine exsudative zentrale Amotio retinae differentialdignostisch in Betracht zu ziehen. Diese zeigen in den meisten Fällen einen reversiblen Verlauf.