Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 252
DOI: 10.1055/s-0038-1671525
Poster
Freitag, 02.11.2018
Senologie III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss einer intraoperativen Strahlentherapie des Mammakarzinoms auf das Mikromilieu im Tumorbett

A Wuhrer
1   Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
B Tuschy
1   Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
S Berlit
1   Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
,
K Bieback
2   Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Flow Core, Mannheim, Deutschland
,
S Uhlig
2   Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Flow Core, Mannheim, Deutschland
,
M Sütterlin
1   Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Zielsetzung:

Die intraoperative Radiotherapie (IORT) des Mammakarzinoms wird international zunehmend eingesetzt. Neben der klassischen strahlenbiologischen Wirkung könnte eine Alteration des lokalen Milieus der bestrahlten Wundhöhle für die Senkung des Lokalrezidivrisikos mitverantwortlich sein. Ziel der Studie ist die Beantwortung der Frage, ob durch die IORT lokale immunologische Prozesse sowie das Wachstumsverhalten mesenchymaler Stromazellen (MSC) beeinflusst werden.

Experimentelles Studiendesign:

Eingeschlossen wurden 40 Brustkrebs-Patientinnen mit brusterhaltender Therapie, davon 20 mit IORT-Anwendung (Studiengruppe) und 20 ohne (Kontrollgruppe). Von beiden Gruppen wurden intraoperativ Gewebeproben aus dem Tumorbett entnommen, um MSC zu isolieren und zu kultivieren. Zusätzlich wurde Wundflüssigkeit beider Gruppen über 24h postoperativ aus Redon-Drainagen gewonnen und einer durchflusszytometrischen und proteomischen Analyse (Zytokin-Array + ELISA) unterzogen. Die Wundflüssigkeit beider Gruppen wurde außerdem als Medienzusatz in MSC-Kulturen verwendet, um den Einfluss auf Proliferation, Wundheilung und Migration zu untersuchen.

Ergebnisse:

Nach IORT-Anwendung waren aus dem Tumorbett keine MSC isolierbar. Proben der Kontrollgruppe generierten MSC, mit typischem Markerprofil und Multilinien-Differenzierungspotential. Die proteomische Analyse der Wundflüssigkeiten beider Gruppen ergab signifikant unterschiedliche Zytokinspiegel für Oncostatin-M (p = 0,02) und IL-1β (p = 0,005). Als Kulturmedienzusatz bewirkt die Wundflüssigkeit der IORT-Gruppe im Vergleich zu jener der Kontrollgruppe eine signifikante Einschränkung von Proliferation (p50h = 0,0001), Wundheilung (p50h = 0,0004) und des Migrationsverhaltens (p24h = 0,0042) der MSC.

Zusammenfassung:

Die IORT bewirkt signifikante Veränderungen des Proteoms sowie des Wachstumsverhaltens von MSC im Tumorbett, was die Effektivität der Anwendung erklären könnte. Die Untersuchung der Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Interaktion der MSC mit anderen Komponenten des Tumorbetts liefert eine vielversprechende Grundlage für weitere Forschung.