Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 161
DOI: 10.1055/s-0038-1671237
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Case-Report I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postpartale Blutung bei Pseudoaneurysma der A. uterina – ein Case Report

S Brand
1   Klinikum Augsburg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augsburg, Deutschland
,
J Stuckenschneider
1   Klinikum Augsburg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augsburg, Deutschland
,
A Schneider
1   Klinikum Augsburg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augsburg, Deutschland
,
C Scheurig-Münkler
2   Klinikum Augsburg, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Augsburg, Deutschland
,
M Franitza
1   Klinikum Augsburg, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augsburg, Deutschland
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Publication Date:
20 September 2018 (online)

 

Schwere peripartale Blutungen sind eine der Hauptursachen für maternale Mortalität. Seltene Ursachen zum Teil lebensbedrohlicher postpartaler Blutungen können Gefäßanomalien im Uterinastromgebiet sein, wie arteriovenöse Malformationen, (Pseudo-)Aneurysmabildungen oder Gefäßlazerationen. Kathetergestützte, minimalinvasive Embolisationstechniken stellen Therapieoptionen dar, die eine Notfall-Hysterektomie vermeiden können.

Wir berichten den Fall einer 34-jährigen Erstgravida, die 13 Tage nach extern durchgeführter primärer Sectio dort bei Verdacht auf Plazentareste kürettiert wurde und uns bei persistierender Blutung kreislaufinstabil zuverlegt wurde. Unter intensivmedizinischer Therapie mit Kürrettage, Einlage eines Bakriballons und Uterotonikagabe sistierte die Blutung und die Patientin wurde nach 1 Woche in gutem Allgemeinzustand entlassen. 2 Wochen nach Entlassung erfolgte die erneute notfallmäßige Verlegung von extern mit massiver vaginaler Blutung ex utero. Nach erfolgreicher Therapie des hämorrhagischen Schocks und Verbrauchskoagulopathie durch intensivmedizinische Maßnahmen und chirurgische Intervention mit erneuter intrauteriner Balloneinlage wurde bei blander Gerinnungsanamnese ein transvaginaler Ultraschall, ein MRT und eine Angiografie zur Diagnose einer Gefäßanomalie durchgeführt. Angiographisch zeigte sich ein Pseudoaneurysma des Hauptstammes der linken A. uterina, welches selektiv aufgesucht und komplikationslos mit 5 Mikrospiralen Coil-embolisiert wurde. Zervikovaginale Äste und ovarielle Kollateralen konnten erhalten werden, so dass postinterventionell von einer vollständig erhaltenen Perfusion des Uterus bei noch bestehendem Kinderwunsch der Patientin ausgegangen werden kann. Es traten keine Komplikationen oder erneute Blutungsepisoden auf.

Bei atypischen peripartalen Blutungen muss an uterine Gefäßanomalien gedacht werden, welche mittels transvaginalem Ultraschall, MRT und Angiografie diagnostiziert werden können. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Radiologie, Gynäkologie und Anästhesie lässt sich in solchen Fällen maternale Morbidität und Mortalität senken sowie die Zahl von Notfall-Hysterektomien reduzieren.