Zusammenfassung
Das pathologische Horten (DSM-5 300.3) scheint mit ca. 2% Punktprävalenz eine häufige
Störung zu sein, die aber bei Psychiatern und Psychotherapeuten Zurückhaltung auslöst.
Für Betroffene ist es schwer, eine angemessene Therapie zu bekommen. Das hat mehrere
Gründe: Die diagnostische Einordnung ist umstritten. Ist es eine Form der Zwangsstörung?
Gesichert ist die Tatsache, dass die klassische kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörung
gut, beim pathologischen Horten kaum hilft. Andere Syndrome wie ADHS, bipolare Störung,
soziale Phobie und Depression spielen komorbid oder als Teil des Syndroms mit hinein.
Die Störung wird teilweise ich-synton präsentiert. Mit anderen Worten: die Therapie
ist schwierig. Während sich die Fachleute zurückhalten, sind Ratgeberbücher, Fernsehen
und Selbsthilfegruppen hoch interessiert am „Messie-Syndrom“, einer im Grunde diskriminierenden
Bezeichnung für das Pathologische Horten. Der vorliegende Beitrag stellt sich die
Aufgabe, Therapieprinzipien bekannt zu machen, die sich in Studien als wirksam erwiesen
haben. Eine auf das Störungsbild des Pathologischen Hortens ausgerichtete Therapie
kann nicht in allen Fällen zur Vollremission führen, bietet aber gute Chancen für
eine symptomatische Verbesserung in vielen Fällen und die Wiederherstellung der Funktionalität
in einem Teil der Fälle.
Summary
Compulsive Hoarding (DSM-5 300.3) seems a frequent disorder with a reported point
prevalence of about 2%. Psychiatrists and psychotherapists, however, are not keen
to deal with it. Appropriate treatment is difficult to get for several reasons: The
nature of the disorder is still unclear, in particular whether it is a subtype of
Obsessive-Compulsive Disorder. It is well established that Cognitive Behavioural Therapy
for Obsessive-Compulsive Disorder shows poor results in hoarders. Comorbidity may
occur with Attention Deficit Disorder, Bipolar Disorder, Social Phobia or Depression.
Some patients identify with their symptoms. Therefore, treating hoarders is a difficult
task. While experts are reluctant, popular books, television, and self-help groups
appear highly interested. In German popular culture Compulsive Hoarding has been labeled
“Messie Syndrome” which is clearly derogatory. This article pleads for those therapies
that were found effective in clinical studies. Such therapies, specifically targeting
Compulsive Hoarding, do not guarantee full remission but may achieve symptom reduction
in many cases and recovery of function in some.
Schlüsselwörter:
Horten - Nosologie - Therapie
Keywords
Hoarding - classification - therapy