Die Psychiatrie 2017; 14(03): 160-163
DOI: 10.1055/s-0038-1669689
Review
Schattauer GmbH

Pharmakotherapie der Depression in Schwangerschaft und Stillzeit

Pharmacological treatment of depression during pregnancy and breast-feeding
S. Kittel-Schneider
1   Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Frankfurt am Main (Direktor Prof. Dr. med. Andreas Reif)
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Publication History

Eingegangen: 15 May 2017

Angenommen nach Revision: 19 June 2017

Publication Date:
06 September 2018 (online)

Zusammenfassung

Depressive Episoden sind ein ebenso häufiges Problem in der Schwangerschaft und Stillzeit wie in anderen Lebensabschnitten bei Frauen. Insbesondere bei schwer ausgeprägter Symptomatik kann auch in dieser besonderen Lebensspanne eine psychopharmakologische Therapie indiziert sein. Dies sollte allerdings immer nach individuellem Nutzen-Risiko entschieden werden gemeinsam mit der Patienten und ggf. auch dem Partner. Große neuere Studien zeigen nach Adjustierung für verschiedene Risikofaktoren, dass die meisten Antidepressiva und Antipsychotika auch wenn sie im ersten Trimenon der Schwangerschaft gegeben werden, kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen haben. Medikation mit SSRIs im letzten Trimenon der Schwangerschaft wurde in mehreren Studien als assoziiert mit einem erhöhten Risiko für die an sich sehr seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation des persistierenden pulmonalen Hypertonus gezeigt (PPH). Die in Zusammenhang mit SSRI-Exposition berichteten PPH-Fälle endeten jedoch nicht tödlich, wie das bei PPH aus anderer Ursache potenziell vorkommen kann. Antidepressiva und Antipsychotika-Gabe in der Spätschwangerschaft sind allerdings in bis zu 30% der Kinder mit so genannten Anpassungsstörungen assoziiert. Diese äußern sich z.B. in Tremor, Trinkschwäche und Apathie, sind aber in der Regel nicht lebensbedrohlich und selbstlimitierend. Weniger gut ist die Datenlage bezüglich Medikamenteneinnahme in der Stillzeit. Einige Substanzen können aber als relativ sicher für das gestillte Kind angesehen werden. Sertralin, Paroxetin und Nortriptylin sind aktuell die Substanzen mit der besten Datenlage unter den Antidepressiva. Bei den Antipsychotika sind Olanzapin und Quetiapin die Mittel der ersten Wahl in der Stillzeit.

Summary

Depressive episodes are as frequent in pregnancy and postpartum period as in other times in life of women. Psychopharmacological treatment may be indicated especially in severe depression but needs individual benefit-risk assessment together with the patient and her partner. Large studies show that most of the antidepressants and antipsychotics have no teratogenic effects when used in early pregnancy after adjusting for confounding factors. Medication with SSRI in the third trimester of pregnancy is associated with the rare but severe complication of persistent pulmonary hypertension (PPH) in the newborn. As well exposition to antidepressants as antipsychotics in late pregnancy may lead to poor neonatal adaptation syndrome (PNAS), characterized by amongst others apathy, tremor, sucking weakness. Studies describe this syndrome in up to 30% of the exposed newborns. Commonly PNAS is not life-threatening and it is self-limiting in most cases. Less data is available on psychopharmacological medication in breast-feeding. However, several antidepressants and antipsychotics are considered as relatively safe for breast-fed children. Sertralin, Paroxetin and Nortriptyline are currently the antidepressant substances with the best evidence regarding safety. Olanzapin and Quetiapin should be used as first-line antipsychotic agents in breast-feeding women.