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DOI: 10.1055/s-0038-1669327
Wie erleben und bewältigen Jugendliche und junge Erwachsene einen Suizid einer ihnen nahestehenden Person? – Trauerbegleitung für Jugendliche und junge Erwachsene
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
20. August 2018 (online)
Ziel:
Im Fokus stand das persönliche Erleben und der Umgang mit Trauer nach dem Suizid einer ihnen nahestehenden Person von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Ergebnisse sollen der Weiterentwicklung ggf. spezifischer Trauerbegleitungsangebote dienen.
Methodik:
Narrative Interviews in Kooperation mit professionellen Trauerbegleiterinnen eines Hospizdienstes. Die Rekrutierung erfolgte u.a. über Trauerbegleitungseinrichtungen für junge Menschen, eine universitätsinterne Kommunikationsplattform und eine eigene Facebookseite. Die Analyse erfolgte in Anlehnung an die biographische Fallrekonstruktion. Das Projekt „Trauerbegleitung für Jugendliche und junge Erwachsene“ war Teil einer dreisemestrigen Projektphase im Studiengang BA Pädagogik.
Ergebnis:
In die Auswertung wurden 6 Interviews einbezogen (4 weiblich, 2 männlich, 18 – 27). Die Befragten berichteten u.a. von Wut, Ohnmacht, Trauer, Hilflosigkeit, Schuldgefühl, Fragen nach dem „Warum?“, Bedeutung für Ausbildung/Studium, Veränderungen im Essverhalten und Alkoholkonsum. Das Thema Trauer nach Suizid wurde als tabuisiert erlebt. Zur Bewältigung wurden sowohl Ablenkung als auch bewusste Auseinandersetzung (Lesen von Abschiedsbriefen, Gedenken am Todestag) benannt. Als hilfreich wurden Gespräche mit Nahestehenden und mit Menschen in einer ähnlichen Situation benannt. Unterstützungsangebote waren oft nicht bekannt, wären aber willkommen gewesen. Die Befragten äußerten den Wunsch, häufiger von Anderen auf ihr Erleben angesprochen zu werden und auf Unterstützungsangebote (z.B. Hospizdienste, Selbsthilfegruppen) aufmerksam gemacht zu werden.
Schlussfolgerung:
Die Tabuisierung von Suizid erschwert die Kommunikation hierüber und beeinträchtigt den Zugang zu Unterstützung. Eine proaktive Ansprache von Zugehörigen nach Suizid erleichtert diesen eine selbstbestimmte Entscheidung zur Inanspruchnahme von Trauerbegleitungsangeboten. Die erhobenen Erfahrungen, Kritik und Wünsche könnten für deren Entwicklung genutzt werden.