Zeitschrift für Palliativmedizin 2018; 19(05): e9
DOI: 10.1055/s-0038-1669234
Vortrag
PS 33 Struktur & Integration: 08.09.2018 – 10:30 – 12:00 – Borgward Saal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welches Vergütungssystem ist passend für Palliativstationen in Deutschland? Eine qualitative Interviewstudie zu Erfahrungen und Beurteilungen von Klinikern und Finanzierungs-Experten

E Schildmann
1   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
,
F Hodiamont
1   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
,
R Leidl
2   Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Germany
3   Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Germany
,
BO Maier
4   St. Josephs-Hospital Wiesbaden, Klinik für Palliativmedizin und Onkologie, Wiesbaden, Germany
,
C Bausewein
1   Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Germany
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Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. August 2018 (online)

 

Hintergrund:

International existieren verschiedene Vergütungssysteme für Palliativversorgung (PV). In Deutschland können Palliativstationen zwischen Diagnosis related groups (DRGs) und Tagessätzen wählen. Beide Systeme werden kontrovers diskutiert.

Ziel:

Untersuchung der Erfahrungen und Beurteilungen deutscher Palliativstations-Ärzte und -Pflegender sowie Finanzierungsexperten zu DRGs und Tagessätzen als Vergütungssysteme, mit Fokus auf 1. Kostendeckung, 2. Stärken und Schwächen beider Systeme und 3. Weiterentwicklungsoptionen des Finanzierungssystems.

Methoden:

Qualitative semistrukturierte Experteninterviews mit Ärzten und Pflegenden sowie Experten für Finanzierung von Palliativstationen. Audioaufnahmen der Interviews wurden transkribiert und nach der Framework Methode in NVivo analysiert.

Ergebnisse:

23 Experteninterviews (10 Kliniker, 13 Finanzierungsexperten) von 6 – 10/2015. Die Befragten hatten unterschiedliche Erfahrungen mit den beiden Vergütungssystemen bezüglich Kostendeckung. Eine beschriebene Stärke der Tagessätze war die empfundene Möglichkeit einer individuellen Versorgung ohne direkten ökonomischen Druck. Die Deutschland-weit uneinheitlichen Tagessätze sowie der Mangel an Qualitätsstandards wurden als Schwächen genannt. Am DRG-System wurden Fehlanreize und inadäquate Abbildbarkeit PV-spezifischer Leistungen kritisiert. Hingegen wurden die Qualitätsstandards, die im deutschen DRG-System für die PV-Zusatzentgelte gefordert sind, als wichtige Stärke beschrieben. Verbesserungsvorschläge für das Vergütungssystem umfassten die Kombination von Tagessätzen mit einer Abstufung nach Schweregrad/Komplexität der Versorgungssituation.

Fazit:

Laut Meinung der Experten sind weder das aktuelle DRG-System noch Tagessätze ideal für die Vergütung von Palliativstationen. Vorgeschlagene Verbesserungen bezüglich adäquater Finanzierung von Palliativstationen ähneln und ergänzen internationale Entwicklungen.

Durch private Stiftung finanziertes unabhängiges Forschungsprojekt.