Z Gastroenterol 2018; 56(08): e388
DOI: 10.1055/s-0038-1669159
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Perioperative Medizin/Versorgungsforschung/Outcome – Donnerstag, 13. September 2018, 08:00 – 09:36, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verstehen Patienten im Anamnese-Gespräch die Fragen Ihrer Ärzte? Kenntnisstand von Patienten bezüglich häufiger medizinischer Begriffe und Krankheitsbilder – eine Querschnittstudie

P Parasiris
1   Klinikum Bogenhausen – Klinikum München GmbH, Klinik für Herzchirurgie, München, Deutschland
,
T Mühling
2   Klinikum Bogenhausen – Klinikum München GmbH, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, München, Deutschland
,
B Haller
3   Technische Universität München, Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Deutschland
,
W Schepp
2   Klinikum Bogenhausen – Klinikum München GmbH, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, München, Deutschland
,
F Gundling
2   Klinikum Bogenhausen – Klinikum München GmbH, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Gastroenterologische Onkologie, München, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Systematische Untersuchungen zum Anamnese-Gespräch in Bezug auf das medizinische Wissen und Nichtwissen auf Patientenseite aus Deutschland sind selten.

Ziele:

Ziel dieser Arbeit war eine systematische Evaluation des medizinischen Kenntnisstands bei Patienten bezüglich häufiger im ärztlichen Alltag vorkommender Fachbegriffe.

Methodik:

In dieser Querschnittserhebung wurden 196 Patienten in stationären viszeralmedizinischen Fachabteilungen mittels eines zuvor entwickelten Fragebogens untersucht. Dieser enthielt 43 Fragen zu häufig vorkommenden Symptomen, Fachbegriffen und Krankheitsbildern. Untersucht wurde, in wieweit Patienten angaben, dass Ihnen der Begriff bekannt sei, ferner, welche Inhalte sie darunter verstehen und wie sich diese Inhalte zur korrekten fachlichen Definition verhalten. Zusätzlich wurde eine Assoziation mit verschiedenen potentiellen Einflussfaktoren (u.a. Ausbildung und Versicherungsstatus) durchgeführt.

Ergebnisse:

Die Patienten waren zu 38% weiblich, das Durchschnittsalter lag bei 64 Jahren. Bei allen Inhalten des Fragebogens gaben mehr Patienten an, deren Bedeutung zu kennen, als dies bei objektiver Überprüfung tatsächlich der Fall war. Die Assoziation des medizinischen Kenntnisstands mit verschiedenen potentiellen Einflussfaktoren ergab, dass Frauen tendenziell häufiger über korrektes medizinisches Wissen verfügten als Männer (p = 0,12). Das Lebensalter hatte einen signifikanten Einfluss (p < 0,003), nach Erreichen des höchsten medizinischen Kenntnisstands zwischen dem 35. und 49. Lebensjahr nahm dieser mit steigendem Lebensalter ab. Die Länge der Schulausbildung war hochsignifikant mit einem besseren medizinischen Kenntnisstand assoziiert (p < 0,0001). Privat versicherte Patienten waren signifikant besser medizinisch gebildet als gesetzlich Versicherte (0 = 0,005). Zeitungs- und Fernsehkonsum hatten wenig Einfluss auf Bekanntheitsgrad und korrektes Verständnis der genannten Begriffe, ebenso war die Anzahl der Arztkontakte nicht mit einer Verbesserung des medizinischen Kenntnisstands vergesellschaftet (p = 0,2).

Schlussfolgerung:

Ärzte sollten insbesondere suggestive oder zu komplexe Fragen vermeiden und im Zweifelsfall durch aktives Nachfragen sicherstellen, dass sie von ihren Patienten tatsächlich korrekt verstanden werden.