Z Gastroenterol 2018; 56(08): e387
DOI: 10.1055/s-0038-1669156
Kurzvorträge
Hernien
Hernien – Freitag, 14. September 2018, 11:00 – 12:28, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die akute Fasziendehiszenz nach Laparotomie – Ist das Erregerspektrum relevant?

F Kandemir
1   Marienhospital Stuttgart, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die akute Fasziendehiszenz (Syn. Platzbauch) ist eine seltene, jedoch ernstzunehmende Komplikation nach abdomineller Chirurgie. Ihre Genese ist multifaktoriell – während für die frühe Form eher (naht-)technische Aspekte verantwortlich gemacht werden, ist v.a. die späte Form mit einer tiefen Wundinfektion assoziiert. Bisher liegen jedoch keine detaillierten Angaben zum Erregerspektrum vor.

Ziele:

Ziel der Analyse ist, den infektiologischen Aspekt der Fasziendehiszenz sowie das auftretende, potentiell begünstigende Erregerspektrum zu charakterisieren.

Methodik:

Im Rahmen einer retrospektiven Matched-Pair-Analyse wurden 53 Patienten, die im Zeitraum von Jan. 2011 bis Juli 2016 nach Laparotomie in unserer Abteilung eine Fasziendehiszenz entwickelten, mit 53 Kontrollen nach chirurg. Prozedur, Operateur, Geschlecht und Alter gematcht und auf potentielle Risikofaktoren sowie das auftretende Keimspektrum untersucht. Insgesamt wurden 117 mikrobiologische Befundberichte analysiert und die Antibiotikaprophylaxe und -therapie auf Resistenzen überprüft.

Ergebnis:

Im Median trat die Fasziendehiszenz am 8. postoperativen Tag auf. Ein abdomineller Keimnachweis im Rahmen der primären Laparotomie führte signifikant häufiger zu einer Fasziendehiszenz (p = 0,039). Dies galt im Besonderen für Gram-positive Erreger (p = 0,008). Enterokokken und Candida spp. traten im Rahmen der primären Laparotomie signifikant häufiger auf. Sie waren bei 73,2 und 22,0% der Patienten nicht durch die kalkulierte Therapie abgedeckt worden (21,9 und 9,4% für die Kontroll-Gruppe). Von 49 Patienten lag mind. ein Abstrich bei Fasziendehiszenz vor. Hier ließen in 85,7% der Fälle Gram-positive Erreger nachweisen- für Gram-negative Erreger lag der Anteil bei 22,4%. Die häufigsten nachgewiesenen Erreger waren E. faecium (40,8%), E. faecalis (32,7%), Candida spp. (16,3%) und E. coli (14,3%).

Schlussfolgerung:

Gram-positive Erreger, v.a. Enterokokken, beeinträchtigen das Wundmilieu und sind mit einem erhöhten Risiko einer Fasziendehiszenz assoziiert. Präventiv sind tiefe Wundinfektionen zu vermeiden; ggf. kann die Einbeziehung von Enterokokken bei der Wahl der kalkulierten Therapie vorteilhaft sein. Auch ist der Einsatz von neuen, antimikrobiell beschichteten Nahtmaterialien (z.B. Triclosan) zu diskutieren.