Z Gastroenterol 2018; 56(08): e378-e379
DOI: 10.1055/s-0038-1669133
Kurzvorträge
Endoskopie und minimalinvasive Chirurgie
„Neue Methoden und Aspekte in der Viszeralmedizin“ – Freitag, 14. September 2018, 16:00 – 16:56, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erste humane 3D-/Stereodarstellung des Colons über ein Descendostoma mittels starrem Rektoskop: Technische Machbarkeit, Systemzusammenstellung und erste Beurteilungsergebnisse

M Raithel
1   Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Medizinische Klinik II, Erlangen, Deutschland
,
M Vetter
2   Universitätsklinikum Erlangen, Medizinische Klinik I, Erlangen, Deutschland
,
A Hagel
3   Praxisklinik Schwabach, Schwabach, Deutschland
,
T Berger
4   Fraunhofer Institut, Erlangen, Deutschland
,
M Kühn
4   Fraunhofer Institut, Erlangen, Deutschland
,
N Lemke
4   Fraunhofer Institut, Erlangen, Deutschland
,
T Wittenberg
4   Fraunhofer Institut, Erlangen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Hintergrund und Ziele:

Die Endoskopie ist durch den Mangel an Tiefeninformationen begrenzt. In Laparoskopie-Studien haben sich bereits die Vorteile der 3D-Bildgebung gezeigt. Unser Ziel war es, die erste humane 3D-Koloskopie bei einem Patienten mit Descendostoma zu realisieren.

Methoden:

Für die Endoskopie des Kolons und Dünndarms durch ein Stoma verwendeten wir einen für die Laparoskopie entwickelten Trokar mit zwei Kameras (EinsteinVision®; BRAUN). Die Videos wurden sowohl auf einem 3D-TV (passive Technologie) als auch in einem 3D-Kino von 9 Beobachtern bewertet. Die Beurteilung der 3D-Endoskopie erfolgte anhand stereoskopischer Sicht, Tiefenschärfe, Kontrast, Gesamtbildqualität sowie jede Art von Nebenwirkungen. Die Parameter wurden von jedem Untersucher als sehr gut, gut, mäßig und unzureichend beurteilt.

Ergebnisse:

Das System lieferte eine sehr gute Tiefeninformation und räumliche Darstellung. Die Gesamtbildqualität wurde im Kino-Modus als „sehr gut“ (9/9 Ermittler) beurteilt. Die entsprechenden Beurteilungsscores für „sehr gut“ waren für stereoskopisches Sehen, Kontrast und Tiefenschärfe im Kino-Modus jeweils höher bei 9/9, 6/9 und 8/9 Untersuchern als bei TV-Beurteilung (7/9, 5/9 und 7/9 Untersucher). Es gab jedoch bei diesen Parametern keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Bildqualität unter Verwendung des Fernsehens oder des Kinos.

Die 3D-Bilder wurden zudem mit einem höheren Maß an Klarheit und Nähe zu den Kolonbefunden beurteilt als bei 2D, da sowohl die räumliche Oberflächenentwicklung als auch die Auflösung einen eindrucksvollen Einblick in die komplexe röhrenförmige Konstruktion des Kolons mit Falten, Kurven, Peristaltik und pathologischen Befunden ergab. Bereiche mit Schatten im 2D-Modus konnten in 3D-Beurteilung räumlich aufgelöst und z.T. erkannt werden.

Diskussion:

Die erste aktive humane 3D-Koloskopie konnte mit der oben aufgeführten Kamerazusammenstellung mit guter Bildqualität und sehr guter Tiefenwahrnehmung (8/9 Untersucher) erreicht werden. Diese neuen 3D-Bildinformation wurden allen Untersuchern als besonders präzise bewertet, unter anderem für eine genauere Lokalisierung subtiler Oberflächenveränderungen und für ein verbessertes räumliches Verständnis der Kolonarchitektur und -motilität.