Z Gastroenterol 2018; 56(08): e345
DOI: 10.1055/s-0038-1669039
Kurzvorträge
Neurogastroenterologie und Motilität
Neurogastroenterologie und Motilität – Freitag, 14. September 2018, 15:35 – 16:55, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chirurgische Therapie des Ogilvie-Syndroms: monozentrische Outcome-Analyse über 8 Jahre

E Tzatzarakis
1   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
J Schöttler
2   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Institut für operative Anästhesie und Intensivmedizin, Mannheim, Deutschland
,
FS Centner
2   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Institut für operative Anästhesie und Intensivmedizin, Mannheim, Deutschland
,
J Krebs
2   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Institut für operative Anästhesie und Intensivmedizin, Mannheim, Deutschland
,
T Wilhelm
1   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
P Kienle
3   Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik GmbH, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Mannheim, Deutschland
,
C Reißfelder
1   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
F Herrle
1   Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Chirurgische Klinik, Mannheim, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Das Ogilvie-Syndrom ist eine multifaktoriell bedingte Kolonparalyse und tritt bevorzugt bei multimorbiden Intensivpatienten auf. Während das konservative Management etabliertist, fehlen größere Serien zur chirurgischen Therapie.

Ziele:

Analyse der chirurgischen Ergebnisqualität bei operativer Therapie des Ogilvie-Syndroms.

Methodik:

Teils retrospektive, teils prospektive unizentrische Outcome-Analyse (01/2009 – 12/2016). Eingeschlossen wurden Patienten einer interdisziplinären IMC- und Intensivstation, bei welchen die Diagnose entweder präoperativ mittels Bildgebung oder intraoperativ gestellt wurde.

Ergebnis:

83 Patienten (m: 59, w: 24; ASA-3: 18, ASA-4: 45, ASA-5: 10; mittl. Alter 62j. (23 – 87j.), wurden operiert. Die mediane Zeitdauer von Diagnose zur OP (inklusive konservativem Therapieversuch) betrug 8h (1 – 61h). Der mediane Durchmesser des Zökum bei Diagnose war 10 cm (5 – 15 cm). OP-Verfahren waren Zökumfistel (6%), Hemikolektomie (49%) und subtotale Kolektomie (45%). Intra-operativ lag bei 17% der Patienten eine Kolonperforation vor, 30% hatten eine Peritonitis. Die post-operative Gesamtmorbidität betrug 72% (u.a. 3% Hartmannstumpf-Insuffizienzen, 19% Stoma-Komplikationen, 27% intra-abdominelle Sepsis/Abszess, 11% Nachblutungen). Die Klinik-Mortalität betrug 54%. Die Zeitdauer von OP bis zum Versterben betrug median 6 Tage (0,04 – 96 Tage). Die Mortalität war hochsignifikant assoziiert mit Lungen- bzw. Kreislaufversagen vor der OP (p = 0,003 bzw. p = 0,0007) sowie mit ASA-Score (p = 0,03) zum Zeitpunkt der Operation. Post-operativ war eine Nachblutung signifikant mit Versterben assoziiert (p = 0,005). Wir fanden keine signifikanten Assoziationen der Mortalität mit dem Geschlecht, der ECMO-Therapie, dem Zeitfenster zwischen Diagnose und Operation oder dem Ausmaß und Lokalisation der Kolondilatation, dem OP-Verfahren und weiteren Einflussvariablen.

Schlussfolgerung:

Die hohe Mortalität der operativen Therapie des Ogilvie Syndroms erklärt sich aus dem multimorbiden Zustand der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose. Es stellt sich daher die Frage, ob die Operation die ultima-ratio bei erfolgloser konservativer Therapie darstellt oder ob nicht bei diesen Risikopatienten eine frühzeitige Operation erfolgen sollte.