Z Gastroenterol 2018; 56(08): e342
DOI: 10.1055/s-0038-1669031
Kurzvorträge
Neurogastroenterologie und Motilität
Neurogastroenterologie und Motilität – Freitag, 14. September 2018, 15:35 – 16:55, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Virtual Reality zur zeiteffizienten Lehre der Interpretation von Ösophagusmanometriebefunden – eine prospektiv, randomisierte, teilverblindete Studie

A Hann
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
,
N Mehlhase
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
,
B Mayer
2   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Ulm, Deutschland
,
M Güthle
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
,
E Zizer
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
,
M Haenle
1   Universitätsklinikum Ulm, Innere Medizin I, Ulm, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung und Ziele:

Virtual reality (VR) erlaubt es durch eine hohe Immersion multimediale Inhalte in einer abgeschotteten Umgebung zu vermitteln. Bisher ist unklar, ob eine derartig durchgeführte Lehre einen zeitlichen Vorteil gegenüber einem klassischen, multimodalen Seminar bietet. In dieser Studie untersuchten wir anhand der Themen Dysphagie und Interpretation von Ösophagusmanometriedaten die Wirkung von VR-Lehre im Vergleich zu einem multimodalen Seminar auf den Wissenszuwachs von Medizinstudenten.

Methodik:

Zufällig ausgewählte Studenten aus dem 5. Fachsemester wurden in einer VR-Gruppe oder eine Seminargruppe randomisiert. Der inhaltlich nahezu identische Unterricht fand an zwei Terminen statt, wobei die VR-Gruppe mit insgesamt ca. 50 Minuten und die Seminargruppe mit insgesamt 200 Minuten unterrichtet wurde. Ein Testat nach der Intervention wurde durch verblindete Prüfer erstellt, welche die Lernziele, jedoch nicht die genauen Lerninhalte, kannten. Primäres Ziel war der Nachweis der Nichtunterlegenheit der VR-Gruppe, definiert durch einen maximal 20% schlechteren, mittleren Punktescore in dem 20-Punkte-Testat. Sekundäre Endpunkte beinhalteten quantitative Fragebögen zur Selbstwirksamkeit und die Benutzerfreundlichkeit der VR-Lehrumgebung mittels System Usability Scale (SUS).

Ergebnis:

Von 45 randomisierten Studenten konnten 21 erfolgreich den VR-Unterricht und 19 das multimodale Seminar absolvieren. Das Testatergebnis war mit durchschnittlich 13,8 [Standardabweichung (SA) 2,5] lediglich 9,8% schlechter in der VR-Gruppe im Vergleich zu durchschnittlich 15,3 (SA 1,8) Punkten in der Seminargruppe. Die Nichtunterlegenheit konnte somit signifikant (p = 0,001) nachgewiesen werden. Es zeigte sich eine signifikante Zunahme der Selbstwirksamkeit in beiden Gruppen im Vergleich vor und nach der Intervention. Die Benutzerfreundlichkeit mittels SUS zeigte sich mit 75 von maximal erreichbaren 100 Punkten überdurchschnittlich hoch. Die Studierenden äußerten den Wunsch nach mehr VR-Angeboten in der Lehre.

Schlussfolgerung:

Für VR aufgearbeitete Lehrinhalte können eine zeiteffiziente Ergänzung in der Gastroenterologischen Lehre darstellen. Eine weitere Verbreitung der Technik an den Medizinhochschulen erscheint sinnvoll und notwendig.