Z Gastroenterol 2018; 56(08): e329
DOI: 10.1055/s-0038-1668996
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
Pankreastumore – Freitag, 14. September 2018, 13:00 – 14:28, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seröse zystische Neoplasien des Pankreas – lohnt sich eine Operation noch?

O Belyaev
1   St. Josef Hospital Bochum, Ruhr Universität, Bochum, Deutschland
,
I Slobodkin
1   St. Josef Hospital Bochum, Ruhr Universität, Bochum, Deutschland
,
M Janot
1   St. Josef Hospital Bochum, Ruhr Universität, Bochum, Deutschland
,
T Herzog
1   St. Josef Hospital Bochum, Ruhr Universität, Bochum, Deutschland
,
W Uhl
1   St. Josef Hospital Bochum, Ruhr Universität, Bochum, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Seröse zystische Neoplasien (SCN) des Pankreas sind laut aktuellen Leilinien benigne Tumore mit exzellenter Prognose im natürlichen Verlauf. Sie sollen nur bei Verdacht auf Malignität und bei Symptomen operiert werden.

Diese Arbeit vergleicht die Versorgungsrealität für SCN mit den aktuellen Leitlinien um mögliche Diskrepanzen in der Behandlungsstrategie zu detektieren.

Es wurden retrospektiv alle resezierten SCN am Pankreaszentrum Bochum zwischen 2004 und 2017 analysiert.

107 SCN wurden reseziert – 84 davon Frauen. Medianalter 68 Jahre. Familiäre Anamnese für Malignitäten gab es bei 10%, 33% wurden schon für andere Tumore behandelt, 10% hatten simultane Neoplasie zum Zeitpunkt der Operation. Op-Indikation war Malignitätsverdacht bei 67%, 33% wurden wegen Schmerzen operiert. CT wurde präoperativ bei 97% durchgeführt, MRCP bei 90%, EUS 45%. Tumorgröße war 4,4 (1 – 13)cm. 41 SCN waren im Pankreaskopf, 56 – Korpus/Schwanz, 10 – multifokal. Es erfolgten 39 PD, 48 PLR, 10 Pankreatektomien, 5 Enukleationen, 5 zentrale Segmentresektionen. Histologisch zeigten sich 5,6% (6/107) seröse zystische Adenokarzinome! Es gab 2 synchrone PNEN und 3 synchrone IPMN. Verweildauer war 24 Tage, Wiederaufnahmen 10%. Unkomplizierter Verlauf hatten 5 Patienten, 20 Patienten – eine Komplikation Grad I, 55 Grad II, 24 Grad III, 2 Grad 4. Mortalität war 1/107. Häufigste Komplikationen waren POPF 37% und DGE 20%. Notfallreoperationen waren bei 15 Patienten, spätere Reeingriffe im Langzeitverlauf bei noch 7 Patienten. Postoperative exokrine Insiffizienz trat bei 60% der Patienten neu auf, Diabetes bei 25%. Die 5 Jahresüberlebensrate bei einem mittleren Followup von 7 Jahren betrug 90%.

SCN haben eine exzellente Prognose. Die Malignitätsrate ist mit 5,6% deutlich höher als in der Literatur und darf nicht ignoriert werden. SCN sind häufig mit anderen Tumoren assoziiert. Trotz großzügigem Einsatz moderner Bildgebung bleibt die präoperative diagnostische Sicherheit niedrig und führt zu häufigen Operationen bei asymptomatischen Patienten mit relevanter Morbidität und langfristigen Einbußen in der Pankreasfunktion. Um die Rate an unnötigen Operationen zu reduzieren sind neue diagnostische Marker dringend gesucht. Ein konservativeres Vorgehen bei den kleinen zystischen Läsionen < 4 cm ist sinnvoll.