Z Gastroenterol 2018; 56(08): e309
DOI: 10.1055/s-0038-1668940
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
HCC: Molekulare Grundlagen der Karzinogenese und des therapeutischen Targetings – Donnerstag, 13. September 2018, 12:00 – 13:52, 22b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die funktionelle Gen-Variante ATG16L1 (T300A) ist bei Leberzirrhose mit einem erhöhten Risiko für hepatozelluläre Karzinome assoziiert

P Reuken
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
P Lutz
2   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Innere Medizin I, Bonn, Deutschland
,
M Casper
3   Universität des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
U Spengler
2   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Innere Medizin I, Bonn, Deutschland
,
A Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
F Lammert
3   Universität des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
HD Nischalke
2   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Innere Medizin I, Bonn, Deutschland
,
T Bruns
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Der Protein- und Zellumsatz durch Autophagie ist ein Schlüssel-Mechanismus zur Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase bei Lebererkrankungen. Ein Verlust des Autophagie-Proteins ATG16L1 geht mit einer Reduktion der Bakterienabwehr, einer Dysfunktion von Paneth-Zellen und einer gestörten Interleukin-1β Produktion einher und kann chronische Inflammationen und die Karzinogenese fördern. In dieser Studie untersuchten wir, ob die funktionelle Gen-Variante p.T300A des ATG16L1-Gens mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) bei Leberzirrhose assoziiert ist.

Methodik:

Diese Studie wurde als Fall-Kontroll-Studie mit einer Test-Kohorte von Patienten mit Leberzirrhose (107 Patienten mit HCC, 101 Kontrollen ohne HCC) und einer unabhängigen Validierungskohorte von Patienten mit Leberzirrhose (124 Patienten mit HCC, 108 Kontrollen ohne HCC) durchgeführt. Die p.T300A Variante (rs2241880) wurde mittels Taqman-PCR bestimmt.

Ergebnisse:

Die Mehrzahl der Patienten hatte eine alkoholische Leberzirrhose (70%). Patienten mit HCC waren älter, häufiger männlich und hatten höhere Transaminasen im Vergleich zu Patienten ohne HCC. Das G-Allel der untersuchten Variante wurde sowohl in der Test-Kohorte (62% vs. 51%; odds ratio [OR] 1,58; 95% Konfidenzintervall [KI] 1,07 – 2,33) als auch in der Validierungskohorte (59% vs. 50%; OR 1,46; 95% KI 1,01 – 2,10)häufiger bei Patienten mit HCC im Vergleich zu Patienten ohne HCC gefunden. In der Gesamtkohorte blieb die univariate Assoziation der homozygoten p.T300A-Variante mit HCC (OR 1,81; 95% KI 1,19 – 2,76; p= 0,006) auch nach Adjustierung für Geschlecht, Alter und Ätiologie in der multivariaten Analyse signifikant (adjustierte OR 2,09; 95% KI 1,28 – 3,26; p= 0,003). Die p.T300A-Varianten war bei Patienten mit HCC nicht mit dem Überleben assoziiert.

Schlussfolgerungen:

Die funktionelle Gen-Variante p.T300A des ATG16L1-Gens ist mit einem größeren Risiko für die Entwicklung eines HCC bei Patienten mit Leberzirrhose assoziiert. Die Bestimmung dieser Variante sollte zukünftig im Rahmen risikoadaptierter Surveillance-Konzepte für Patienten mit Leberzirrhose evaluiert werden.