Z Gastroenterol 2018; 56(08): e299
DOI: 10.1055/s-0038-1668914
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
Ösophagus- und Magenkarzinom: Staging, multimodale Therapie und Outcome – Freitag, 14. September 2018, 10:45 – 11:41, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hereditäres diffuses Magenkarzinom – erste deutsche Registerstudie

R Hüneburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
,
T Marwitz
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
,
D Heling
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
,
D Pantelis
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
3   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
I Spier
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
4   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
V Steinke-Lange
5   Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Deutschland
,
E Holinski-Feder
5   Medizinisch Genetisches Zentrum, München, Deutschland
,
J Kalff
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
3   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bonn, Deutschland
,
S Aretz
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
4   Universitätsklinikum Bonn, Institut für Humangenetik, Bonn, Deutschland
,
J Nattermann
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
,
CP Strassburg
1   Universitätsklinikum Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
2   Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für erbliche Tumorsyndrome, Bonn, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. August 2018 (online)

 

Einleitung:

Das hereditäre diffuse Magenkarzinom (HDGC) ist eine autosomal-dominante Prädisposition für diffuse oder siegelringzellig-differenzierte Magenkarzinome. Ursächlich hierfür sind Keimbahn-Mutationen des CDH1-Gens, welches für das Zelladhäsionsprotein E-Cadherin codiert. Bei Mutationsträgern wird das kumulative Risiko für ein diffuses Magenkarzinom bis zum 80. Lebensjahr auf 67% bei Männern und auf 56% bei Frauen geschätzt, bei einem durchschnittlichen Alter der Krebsmanifestation von 37 Jahren und einer 5-Jahres Überlebensrate von unter 20%. Mutationsträger entwickeln oft schon in jungen Jahren typische, oft multifokale und endoskopisch nicht erkennbare Siegelringzellkarzinome in der Magenmukosa und sollten deswegen vor dem 30. Lebensjahr prophylaktisch gastrektomiert werden. Das Risiko für die Entwicklung eines lobulären Mamma-Karzinoms beträgt bei Frauen 40%.

Ziele:

Multizentrische prospektive Erfassung und Charakterisierung der Erkrankung und entsprechenden Tumorrisiken.

Methoden:

Erfassung von Patienten mit gesicherter CDH1-Mutation mit Dokumentation der biometrischen Daten, endoskopischen Untersuchungen, Operation und Histologie.

Ergebnis:

Es wurden 51 Mutationsträger aus 30 Familien in die Studie eingeschlossen, hiervon 34 (67%) weiblich und 17 männlich (33%). Bei 34 (67%) der Patienten wurde ein Magenkarzinom nachgewiesen (männlich 10/17 (58%); weiblich 24/34 (71%)). 5/34 (15%) Frauen erkrankten an einem Mamma-Karzinom vom lobulären Typ. Das mittlere Alter bei Tumordiagnose betrug 46 Jahre (18 – 83). Bei 10 Patienten wurde aufgrund von Symptomen die Magenkarzinomdiagnose gestellt. Eine Gastrektomie erfolgte bei 33 Patienten. Bei 23/33 (70%) zeigte sich im Gastrektomiepräparat ein Magenkarzinom. Die Karzinome im Rahmen der prophylaktischen Gastrektomie zeigten sich in der Regel in frühen Tumorstadien (pT1a, pTis 52%). Bei 3/23 zeigte sich ein positiver Nodalstatus. Bei 24% der Patienten mit Magenkarzinom wurde eine Infektion mit Helicobacter pylori nachgewiesen. Die Karzinome waren vor allem im Corpus (13/23; 65%) lokalisiert.

Schlussfolgerung:

Patienten mit einer CDH1-Mutation haben ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko für Magen- und Mammakarzinome. Bei erfolgter prophylaktischer Operation zeigen sich günstige Tumorstadien.