Z Gastroenterol 2018; 56(08): e278
DOI: 10.1055/s-0038-1668858
Kurzvorträge
Leber und Galle
Autoimmune und metabolische Lebererkrankungen: Pathogenese, Diagnostik und Therapie – Freitag, 14. September 2018, 08:15 – 09:51, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erstmanifestation einer Autoimmunen Hepatitis bei Patienten über 70 Jahre: Ikterische Erstmanifestation und hohe Prävalenz von Leberzirrhose – dennoch gutes Therapieansprechen

M Peiseler
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
M Sebode
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
J Hartl
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
R Zenouzi
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
H Ehlken
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
L Schulz
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
T Liwinski
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
C Schramm
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
AW Lohse
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
,
C Weiler-Normann
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die Autoimmune Hepatitis (AIH) galt früher als Erkrankung junger Frauen, kann aber Patienten jeden Alters und Geschlechts betreffen. Neue Daten zeigen eine steigende Prävalenz bei älteren Patienten und einen Inzidenzgipfel in der 6. Lebensdekade. Bislang veröffentlichte Studien definierten ältere Patienten ab einem Lebensalter von 60 bzw. 65 Jahren. Nach aktueller Datenlage entspricht diese Definition jedoch eher einem typischen Kollektiv. Daher besteht Unsicherheit bezüglich des Krankheitsverlaufes und Therapieansprechens der AIH bei Patienten, die älter als 70 Jahre sind.

Methodik:

In dieser monozentrischen Studie untersuchten wir retrospektiv die Krankheitsverläufe von Patienten mit gesicherter AIH. In einem Gesamtkollektiv von 345 Patienten identifizierten wir 52 (15%), die bei Erstdiagnose mindestens 70 Jahre alt waren („ältere Kohorte“). Als Vergleichsgruppe dienten 53 zufällig aus der Grundgesamtheit ausgewählte Patienten im Alter von 40 – 50 Jahren bei Erstdiagnose („typische Kohorte“).

Ergebnis:

In der Gruppe der älteren Patienten war die initiale Präsentation mit 46% eine akut ikterische Hepatitis im Vergleich zu 25% in der typischen Kohorte (p = 0,003). Die ältere Kohorte hatte bei Erstdiagnose signifikant höhere ALT Werte im Vergleich zur typischen Kohorte (428 U/l (15 – 2294) vs. 136 U/l, (14 – 2384 U/l); p = 0,021). Die Histologie bei Erstdiagnose ergab bei 50% (26/52) der älteren Patienten eine Zirrhose im Vergleich zu 10 (21%) der typischen Patienten (p = 0,001). Die histologische Aktivität war bei den älteren Patienten ebenfalls signifikant höher (medianes Grading 3 vs. 2; p = 0,001). Das Therapieansprechen war exzellent bei den älteren Patienten, nach 12 Monaten zeigten 85% und beim letzten Follow-up 87% eine komplette Remission.

Schlussfolgerung:

Bei Patienten, die im Alter von 70 oder älter die Diagnose einer AIH erhalten, findet sich ein hoher Anteil an Patienten mit akut ikterischer Präsentation und starker histologischer Aktivität. Zudem zeigte die Hälfte der Patienten histologisch eine Leberzirrhose, was auf eine hohe Prävalenz unerkannter AIH hindeutet. Trotz starker Krankheitsaktivität fand sich ein gutes Therapieansprechen. Unsere Daten unterstützen eine leitliniengerechte Therapie auch im fortgeschrittenen Lebensalter.