Z Gastroenterol 2018; 56(08): e270
DOI: 10.1055/s-0038-1668837
Kurzvorträge
Leber und Galle
Komplikationen der Leberzirrhose: Portale Hypertension, spontan bakterielle Peritonitis, hepatorenales Syndrom – Donnerstag, 13. September 2018, 14:10 – 15:46, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entzündungsparameter im Aszites bei Leberzirrhosepatienten – neue potentielle Biomarker zur Diagnose der spontan bakteriellen Peritonitis?

S Scherm
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
M Haderer
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
E Aschenbrenner
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
K Pollinger
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
S Schlosser
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
C Kunst
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
M Müller-Schilling
1   Universitätsklinikum Regensburg, Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die spontan bakterielle Peritonitis (SBP) ist eine schwere Komplikation der Leberzirrhose mit einer 1-Jahres-Mortalität von 93%. Die Pathogenese ist noch nicht vollständig verstanden, jedoch spielt die Translokation von Darmbakterien in die mesenterialen Lymphknoten und die Aszitesflüssigkeit eine wichtige Rolle. Gemäß der S3-Leitlinie „Aszites, spontan bakterielle Peritonitis, hepatorenales Syndrom“ erfolgt die SBP-Diagnose anhand des Nachweises von > 250 polymorphonuklearer (PMN) Zellen pro µl Aszites. Da eine sofortige Antibiose essentiell ist, müssen molekulare Parameter identifiziert werden, die eine SBP-Früherkennung ermöglichen.

Ziel:

Identifizierung neuer Biomarker im Aszites zur SBP-Früherkennung.

Methoden:

Aszitesproben von Leberzirrhosepatienten wurden asserviert. Die Proteinmengen der potentiellen Biomarker Lactoferrin, C3a, IP-10, IL-6, IL-8 und IL-10 wurden mittels ELISA, der Gesamtproteingehalt mittels BCA-Test bestimmt.

Ergebnisse:

69 Aszitesproben von 41 Patienten (Alter 36 – 77 Jahre; 78% männlich, 22% weiblich; 58,5% äthyltoxisch, 19,5% kryptogen, 7,3% nutritiv-toxisch, 4,9% viral, 2,4% autoimmun, 2,4% PBC, 2,4% nicht-alkoholische Steatohepatitis, 2,4% BuddChiari Syndrom) wurden untersucht. In 8 Proben (11,6%) lag eine gesicherte SBP-Diagnose vor. In 13 Proben (18,8%) lag die PMN-Zellzahl pro µl bei > 100. Die Lactoferrinspiegel bei SBP (1006 ng/ml) waren gegenüber nicht-SBP-Proben (75 ng/ml) deutlich erhöht. Verlaufsproben ergaben, dass die Lactoferrinmenge bereits im SBP-Frühstadium ansteigt und mit dem Krankheitsverlauf bzw. der Therapieantwort korreliert. Die C3a-Spiegel waren im Vergleich zu nicht SBP-Proben (974 ng/ml) bei SBP (511 ng/ml) verringert und stimmten ebenfalls mit dem Krankheitsverlauf überein. IP-10 sowie relevante Mengen von IL-6, IL-8 und IL-10 wurden in allen Proben nachgewiesen, zeigten jedoch keine Relation zum Frühstadium der SBP.

Schlussfolgerung:

Lactoferrin and C3a sind molekulare Komponenten des Aszites, deren Menge mit dem Krankheitsverlauf bei SBP assoziiert werden können. Die Vielzahl weiterer Entzündungsmediatoren und Zytokine unterstreicht die enorme inflammatorische Aktivität im Aszites bei Leberzirrhose, auf deren Basis neue Früherkennungssysteme zur SBP-Diagnose entwickelt werden können.