Z Gastroenterol 2018; 56(08): e222
DOI: 10.1055/s-0038-1668707
Kurzvorträge
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Dünn- und Dickdarm: Seltene Erkrankungen und neue Techniken – Donnerstag, 13. September 2018, 15:30 – 17:22, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung zum Schadensbild der EHEC 0104:H4 assoziierten Enterokolitis in der koloskopischen Nachsorge

T Fründt
1   UKE Hamburg, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
J Leuffert
2   UKE Hamburg, Hamburg, Deutschland
,
A Gallante
1   UKE Hamburg, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
AW Lohse
1   UKE Hamburg, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
T Rösch
3   UKE Hamburg, Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
,
S Lüth
4   Medizinische Hochschule Brandenburg, Hochschulklinikum Brandenburg, Zentrum für Innere Medizin II, Brandenburg an der Havel, Deutschland
,
S Ullrich
5   Städtisches Krankenhaus Kiel, III. Medizinische Klinik, Kiel, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Der EHEC O104:H4- Ausbruch im Sommer 2011 mit mehr als 3800 Erkrankten deutschlandweit war charakterisiert durch eine hohe Anzahl assoziierter Fälle eines hämolytisch- urämischen Syndroms (HUS) und schweren Krankheitsverläufen (RKI 2011). Mehr als 90% der Patienten entwickelten zu Beginn der Infektion blutige Diarrhöen, was die schwere der Enterokolitis und der Mukosaschädigung verdeutlicht (Ullrich et al. 2013). Unklar ist, ob schwere EHEC-Infektionen zu makro- oder mikroskopischen Folgeschänden des Kolon führen.

Ziele:

Erfassung von postinfektiösen Darmveränderungen bei Patienten mit durchgemachter schwerer EHEC-Infektion.

Methodik:

In diese prospektive Studie wurden 22 zuvor gesunde EHEC-Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum von 12 bis 46 Monaten nach Infektion koloskopiert wurden. Vor der Untersuchung wurden postinfektiös aufgetretene und persistierende abdominelle Beschwerden und Stuhlunregelmäßigkeiten erfasst.

Ergebnis:

Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 44 Jahre (25 – 66 Jahre), 77% der Teilnehmer waren männlich. 19 Patienten (86,3%) litten zu Beginn der EHEC-Infektion unter blutigen Diarrhöen, im Verlauf der Erkrankung entwickelten 19 Patienten ein HUS. Zum Zeitpunkt zur Koloskopie klagten 6 Patienten (27%) über postinfektiöse Beschwerden: diffuse abdominelle Beschwerden (n = 2), rezidivierende Diarrhöen (n = 1), Obstipation (n = 1) und Meteorismus (n = 1). Endoskopisch zeigte sich bei 18 Patienten (82%) ein unauffälliger Befund, bei drei Patienten fanden sich histologisch unauffällige Schleimhauterosionen im terminalen Ileum (n = 2) sowie im Coecum (n = 1). Histologisch zeigte sich bei einem Patient eine geringe segmentale chronisch-aktive Kolitis im Coecum, 21 Patienten (95%) wiesen keine histologischen Veränderungen auf. Bei keinem der Patienten mit persistierenden postinfektiösen Beschwerden fanden sich makro- oder mikroskopische Auffälligkeiten.

Schlussfolgerung:

Nach einer schweren EHEC-Infektion konnten in dem hier untersuchten Patientenkolletiv keine makro- oder mikroskopischen Folgeschänden des Kolon festgestellt werden. Allerdings litten 27% der Patienten mehr als 12 Monate nach der Infektion unter persistierenden abdominellen Beschwerden ohne fassbares Korrelat, was auf ein postinfektiöses Reizdarmsyndrom hinweisen kann.