Z Gastroenterol 2018; 56(08): e210
DOI: 10.1055/s-0038-1668680
Kurzvorträge
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
CED: Lebensqualität, OP-Ergebnisse und Kosten der Therapie – Donnerstag, 13. September 2018, 16:50 – 18:02, 22b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine retrospektive Routinedatenanalyse gesetzlicher Krankenversicherungen (GKV) zeigt eine geringe Prävalenz, aber hohe Rate von Biologika-Verordnungen und stationären Fistel-Operationen bei Morbus Crohn Patienten mit perianalen Fisteln

L Fanter
1   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co KG, Market Access, Berlin, Deutschland
,
A Brandes
1   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co KG, Market Access, Berlin, Deutschland
,
B Ratsch
1   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co KG, Market Access, Berlin, Deutschland
,
E Georgiadou
2   Team Gesundheit GmbH, Essen, Deutschland
,
H Friedel
2   Team Gesundheit GmbH, Essen, Deutschland
,
A Dignaß
3   Agaplesion Markus Krankenhaus, Medizinische Klinik I, Frankfurt/Main, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Belastbare Daten zur Epidemiologie und Versorgungssituation von Patienten mit perianalen Fisteln (PF) bei Morbus Crohn (MC) in Deutschland sind nicht vorhanden.

Ziel:

Schätzung einer repräsentativen Prävalenz von PF bei MC sowie Analyse stationärer/ambulanter Fistel-Operationen (OP) und ambulanter Arzneimittelverordnungen (VO) im deutschen GKV-System.

Methodik:

Die retrospektive Querschnittsanalyse umfasst BKK-Abrechnungsdaten ärztlicher Leistungen (ambulant/stationär), VO und Stammdaten. Repräsentativität für die GKV-Population hinsichtlich Alter, Geschlecht und Region ist gegeben. Eingeschlossen wurden durchgehend Versicherte (≥18 Jahre) mit MC-Diagnose (ICD-10 K50; M2Q-validiert) in 2015. Die Studienpopulationen sind sequentiell definiert: 1) Alle MC-Patienten, 2) MC-Patienten mit PF-Diagnose (ICD-10-GM K60.3/4/5) und 3) MC-PF-Patienten mit Fadendrainage (OPS 5 – 491.2), als Indikator für eine komplizierte PF (KPF). Die Analyse der PF- und KPF-Population erfolgte hinsichtlich VO (Indikation nicht auf PF/KPF beschränkt) und Fistel-OP; PF-Patienten mit und ohne Biologika-VO wurden separat untersucht.

Ergebnis:

Von 4.464.538 Versicherten hatten 13.346 eine MC-Diagnose (˜299/100.000), davon hatten 451 PF (3,4%) und davon 58 Patienten eine Fadendrainage (KPF, 12,9%). Eine alters- und geschlechtsbereinigte Hochrechnung auf die GKV-Population ergab 210.797 MC- und 7.103 MC-PF-Fälle in 2015. MC-Patienten mit PF und KPF erhielten zu relevanten Anteilen Biologika und Fistel-OP, s. Tabelle 1. PF-Patienten mit Biologika waren jünger als Patienten ohne Biologika.

Tab. 1:

Ergebnisse für PF- und KPF-Patienten

MC-PF (N = 451)

MC-KPF (N = 58)

Patienten mit Biologika-VO

150 (33,3%)

26 (44,8%)

Patienten mit konventioneller Therapie*

226 (50,1%)

24 (41,4%)

Stationäre Fistel-OP

141 (31,3%)

58 (100,0%)

Ambulante Fistel-OP

20 (4,4%)

2 (3,4%)

Fistelverschluss-OP

17 (3,8%)

4 (6,9%)

- davon wiederholt operiert in 2015

3 (17,6%)

1 (25,0%)

*Konventionelle Therapie definiert als nicht-biologische Immunsuppressiva, Antibiotika und/oder Steroide, aber keine Biologika

Abkürzungen:

KPF: Komplizierte perianale Fistel. MC: Morbus Crohn. OP: Operation. PF: Perianale Fistel. VO: Verordnung

Fazit:

Das ist die erste repräsentative GKV-Datenanalyse zu MC-PF-Patienten. Berichtete MC-Fallzahlen korrespondieren gut mit früheren Publikationen, während im Querschnitt die PF-Prävalenz mit 3,4% deutlich geringer ist als in publizierten Längsschnittanalysen Ca. 1/3 der PF-Patienten erhielt Biologika oder Fistel-OP; bei KPF-Patienten erhielt fast die Hälfte Biologika und alle wurden stationär operiert.