Z Gastroenterol 2018; 56(08): e197
DOI: 10.1055/s-0038-1668649
Kurzvorträge
Ösophagus und Magen
Reflux- und eosinophile Ösophagitis – Donnerstag, 13. September 2018, 17:30 – 18:18, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Progression der GERD – spezialisierte intestinale Metaplasie (SIM) der Cardia ein Risikomarker?

J Labenz
1   Diakonie Klinikum, Jung-Stilling-Krankenhaus, Innere Medizin, Siegen, Deutschland
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Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Das Adenokarzinom des Ösophagus nimmt trotz Verbesserung der Therapie der GERD seit Jahrzehnten an Häufigkeit zu. Der Barrett-Ösophagus ist die einzige bekannte Vorläuferläsion. Populationsstudien zeigen, dass auch Patienten mit Refluxösophagitis oder Refluxbeschwerden ohne bekannte Barrett-Metaplasie ein erhöhtes Karzinomrisiko haben.

Ziele:

Testung der Hypothese, dass eine spezialisierte intestinale Metaplasie (SIM) der endoskopisch unauffälligen Cardia (Z-Linie) das fehlende Bindeglied ist.

Methodik:

Patienten mit nicht-erosiver oder erosiver GERD wurden endoskopisch untersucht mit Entnahme von Biopsien aus der endoskopisch unauffälligen Z-Linie. Nach initialer Therapie mit Esomeprazol für 2 – 8 Wochen erfolgten die hausärztliche Behandlung sowie jährliche Befragungen und endoskopischen Kontroll-Untersuchungen nach 2 und 5 Jahren. Weiterhin wurde eine systematische Literaturrecherche zur Häufigkeit einer SIM an der Z-Linie, zur Entwicklung über die Zeit und zum Einfluss medikamentöser und operativer Antirefluxtherapie durchgeführt.

Ergebnis:

10 – 20% unselektierter Endoskopie-Patienten weisen histologisch eine SIM bei gerader oder irregulärer Z-Linie auf. In der ProGERD-Studie hatten 171 Patienten ohne sichtbaren Barrett eine SIM, von denen 128 nach 2 und/oder 5 Jahren kontrolliert werden konnten. 33 (25,8%) entwickelten einen endoskopisch sichtbaren Barrett-Ösophagus. Die Entwicklung eines Barrett-Ösophagus im Rahmen der ProGERD-Studie betrug insgesamt 6%. Das Risiko war bei SIM zu Beginn der Studie mehr als 10-fach höher als bei Patienten ohne SIM. Diese Daten wurden in drei weiteren Studien mit endoskopischen Verlaufskontrollen aus Deutschland, Skandinavien und Israel bestätigt. PPI verhindern die Entstehung und Progression der SIM nicht. Dagegen finden sich Hinweise, dass sich eine SIM nach einer Antireflux-Operation zurückbildet.

Schlussfolgerung:

Eine SIM im Bereich einer endoskopisch unauffälligen Z-Linie ist eine Vorläuferläsion des Barrett-Ösophagus. Die Progression der SIM zum Barrett wird durch eine Routinetherapie der GERD nicht verhindert. Zukünftige Studien sollten klären, ob die SIM auch ein geeigneter Marker für die Karzinomentwicklung ist und ob durch effektive Antirefluxtherapie die Progression der SIM verhindert werden kann.