Z Gastroenterol 2018; 56(08): e196-e197
DOI: 10.1055/s-0038-1668647
Kurzvorträge
Ösophagus und Magen
Reflux- und eosinophile Ösophagitis – Donnerstag, 13. September 2018, 17:30 – 18:18, 21b
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Aachen Sings“-Studie: Regelmäßiges Chorsingen mit Atemübungen reduziert Sodbrennen und saures Aufstoßen

C Dietrich
1   Bethlehem-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Stolberg/Rhld., Deutschland
,
T Kottmann
2   Clinical Research Organisation Dr. Kottmann, Hamm/Westfalen, Deutschland
,
J Labenz
3   Diakonie Klinikum, Jung-Stilling-Krankenhaus, Innere Medizin, Siegen, Deutschland
,
K Streetz
4   UK Aachen, Med. Klinik III, Aachen, Deutschland
,
P Hellebrandt
1   Bethlehem-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Stolberg/Rhld., Deutschland
5   Med. Zentrum an der Inde, Eschweiler, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Hintergrund:

Singaktivitäten und Atemübungen können über eine Kräftigung der Zwerchfellschenkel den unteren Ösophagussphinkter stärken und, wie in einer kleinen Grazer Studie gezeigt, auch Refluxsymptome lindern. Andererseits berichten zahlreiche Fallstudien und eine Kohortenstudie über vermehrten Reflux insbesondere bei professionellen Opernsängern, z.T. in Abhängigkeit von der Intensität und zeitlichen Ausdehnung der Singaktivitäten.

Ziel:

Vergleich der Prävalenz von Refluxsymptomen in Sängern mit moderater Frequenz von Sing- und Atemübungen und Kontrollpersonen ohne entsprechende Übungen.

Methodik:

In einer Kohortenstudie befragten wir 434 im Laien-Chor mit Sing- und Atemübungen aktive Personen (Alter 55,1 ± 15 Jahre, 46,7% männlich, BMI 25 ± 3,8) zu Refluxsymptomen, bekannter Refluxkrankheit (GERD) und Diagnostik und Therapie in diesem Zusammenhang. Eine Kontrollkohorte wurde aus 310 nicht-singenden Freunden und Familienangehörigen dieser Sänger gebildet (Alter 48,2 ± 17,7 Jahre, 47,9% männlich, BMI 25,5 ± 6,3).

Ergebnisse:

Nicht-singende Kontrollpersonen hatten signifikant häufiger Sodbrennen (1,1 ± 4,1 vs. 0,5 ± 1,2 Ereignisse pro Woche) und saures Aufstoßen (0,9 ± 4,1 vs. 0,5 ± 1,3 Ereignisse pro Woche) und hatten häufiger bereits die Diagnose einer Refluxkrankheit erhalten (16,8% vs. 10,4%) als singende Personen. Auch Personen ohne bekannte GERD erfüllten signifikant häufiger die rein klinisch-epidemiologische Definition der Refluxkrankheit in der Kontrollgruppe (14,3% vs. 5,1%). Fast ein Drittel der Personen beider Kohorten wurde schon mindestens einmal gastroskopiert, zahlreiche Personen in beiden Gruppen hatten aus verschiedenen Gründen schon phasenweise Säureblocker eingenommen (20,3% in der Chorgruppe, 29% bei den Nicht-Sängern). In der multivariaten Analyse wurden ein Nikotinabusus, ein BMI > 25 und das Nicht-Singen als unabhängige Determinanten für das Vorliegen von Sodbrennen identifiziert.

Schlussfolgerung:

Regelmäßiges, nur moderates Chorsingen mit Atemübungen scheint vor Sodbrennen und saurem Aufstoßen und damit vor GERD zu schützen.