Z Gastroenterol 2018; 56(08): e193
DOI: 10.1055/s-0038-1668638
Freie Vorträge
Familiärer Darmkrebs – Neues und Bewährtes (mit neuer Leitlinie) – Donnerstag, 13. September 2018, 13:30 – 15:00, Saal 11
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Effekt geschlechtsspezifischer Einladungsschreiben auf die Teilnahmerate am Darmkrebsvorsorgeprogramm

T Zhan
1   Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Signalwege und funktionelle Genomik, Heidelberg, Deutschland
2   Universitätsmedizin Mannheim, 2. Medizinische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
T Hielscher
3   Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Biostatistik, Heidelberg, Deutschland
,
M Eckardt
2   Universitätsmedizin Mannheim, 2. Medizinische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
T Giese
4   BARMER GEK Hauptverwaltung, 0350 Medizin/Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland
,
C Schäfer
5   BARMER GEK Bayern, München, Deutschland
,
R Jürgen
6   Klinikum Ludwigshafen, Medizinische Klinik C, Ludwigshafen, Deutschland
,
MP Ebert
2   Universitätsmedizin Mannheim, 2. Medizinische Klinik, Mannheim, Deutschland
,
S Belle
2   Universitätsmedizin Mannheim, 2. Medizinische Klinik, Mannheim, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Die Teilnahmerate am Darmkrebsvorsorgeprogramm ist in Deutschland konstant niedrig. Zudem zeigt sich ein deutlicher Geschlechterunterschied, wobei Frauen häufiger Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen als Männer.

Ziel:

Mittels eines geschlechtsspezifischen Einladungsschreibens soll die Gesamtteilnahmerate am Darmkrebsvorsorgeprogramm, insbesondere von Männern, erhöht werden. Ein derartiges Einladungsschreiben wurde von der BARMER Krankenkasse Bayern ab 2015 eingeführt. Durch eine Beobachtungsstudie soll der Effekt dieser Maßnahme evaluiert werden.

Methodik:

Die Daten von Versicherten, die zwischen Juli und Dezember 2012 bis 2015 50 bzw. 55 Jahre alt geworden sind, wurden hinsichtlich der Inanspruchnahme von Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen analysiert. Die Teilnahmerate innerhalb von 6 Monaten nach Eintritt ins 50/55. Lebensjahr wurde für die Zeiträume ohne Einladungsschreiben (2012), mit einfachem (2013 und 2014) und geschlechtsspezifischem Einladungsschreiben (2015) verglichen. Patienten, die vor dem 50/55. Lebensjahr eine Koloskopie erhalten haben, wurden ausgeschlossen.

Ergebnis:

Im untersuchten Zeitraum traten insgesamt 50396 Versicherte in das 50. bzw. 55. Lebensjahr ein. Die Gesamtteilnahmerate am Darmkrebsvorsorgeprogramm im Beobachtungszeitraum betrug zwischen 10,45 – 11,72%. Die Teilnahmerate lag bei Frauen zwischen 13,94 – 15,79% und bei Männer zwischen 5,03 – 6,14%. Die Gesamtteilnahmerate im Zeitraum mit geschlechtsspezifischem Einladungsschreiben war signifikant höher als im Zeitraum ohne Einladungsschreiben (10,45% vs. 11,72%, p = 0,0028). Es zeigte sich aber kein signifikanter Unterschied in der Gesamtteilnahmerate zwischen den Kohorten mit einfachem und geschlechtsspezifischem Einladungsschreiben. Jedoch war eine signifikant höhere Inanspruchnahme von Vorsorgekoloskopien in der Kohorte mit geschlechtsspezifischem Einladungsschreiben zu beobachten (3,7% vs. 2,8% (2014) bzw. 2,95% (2013), p = 0,01 bzw. p = 0,03).

Schlussfolgerung:

Geschlechtsspezifische Einladungsschreibungen erhöhen nicht die Teilnahmerate von Männern oder die Gesamtteilnahmerate am Darmkrebsvorsorgeprogramm. Die Inanspruchnahme von Vorsorgekoloskopien insgesamt wird jedoch durch ein geschlechtsspezifisches Anschreiben signifikant erhöht.