Z Gastroenterol 2018; 56(08): e189
DOI: 10.1055/s-0038-1668628
Freie Vorträge
Komplikationen in der Endoskopie: Wie vermeiden – wie behandeln? – Freitag, 14. September 2018, 08:30 – 10:00, Saal 13a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

APP – das Amberger Perforations Projekt: Grundlage für die Etablierung eines interdisziplinären Komplikationserfassungs- und Managementprogramms

T Decassian
1   Klinikum St. Marien, Innere Medizin 2, Amberg, Deutschland
,
M Dauer
1   Klinikum St. Marien, Innere Medizin 2, Amberg, Deutschland
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Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Es ist ein Paradigmenwechsel bei der Therapie der iatrogenen gastrointestinalen Perforation hin zu einer primär endoskopischen Versorgung festzustellen.

Ziele:

Das APP wurde zur Etablierung des Konzeptes in der eigenen Klinik und zur fortlaufenden Evaluation der Ergebnisse initiiert.

Methodik:

Sämtliche Perforationen bei allen konsekutiven gastrointestinalen Endoskopien von 1/2014 bis 12/2017 wurden dokumentiert und evaluiert. Hausinterne SOPs wurden erstellt und kommuniziert. Grundsätzlich wurde der primäre endoskopische Perforationsverschluss angestrebt, stets im interdisziplinären Konsens mit der Viszeralchirurgie.

Ergebnis:

Es kam im Beobachtungszeitraum zu 24 Perforationen bei 18.627 konsekutiven Endoskopien (0,13%).

  • ÖGD + Push-Enteroskopie: 0,07%

  • Koloskopie diagnostisch: 0,04%

  • Polypektomie (mit ESD): 0,25%

  • ERCP: 0,59%

  • EUS: 0,16%.

Fälle mit bildgebendem Nachweis freier Luft ohne erkennbare Perforation waren gleich häufig wie Perforationen: 12 Post-Polypektomiesyndrome und 12 Ereignisse nach ERCP mit EPT (Grad 4 nach Stapfer-Klassifikation). Die Diagnose erfolgte zu 96% (23/24) innerhalb von 12h (davon 20/24 sofort bei Eintreten) und in 1 Fall verzögert nach > 36h.

Die Therapiemodalitäten waren:

  • primär operativ: 3

  • primär konservativ: 3 (1 mit CT-gezielter Drainage)

  • keine Therapie: 1 (Fall mit verzögerter Wiedervorstellung)

  • primär endoskopisch: 17 (4 x Clips konventionell, 10 x OTSC, 3 x SEMS).

Die Letalität lag bei 4% (1/24) (Fall ohne Therapie bei verzögerter Wiedervorstellung). In 3 Fällen war sekundär ein operatives Vorgehen erforderlich, so dass insgesamt in 25% (6/24) eine chirurgische Therapie erfolgte. Die endoskopische Therapie war primär technisch erfolgreich in 94% (16/17) bei einem klinischen Erfolg von 88% (14/16).

Schlussfolgerung:

Die endoskopische Therapie iatrogener Perforationen ist im klinischen Alltag sicher und erfolgreich umsetzbar. Entscheidender Erfolgsfaktor ist die kurze Zeitdauer bis zum Verschluss. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein umfassendes Komplikationserfassungs- und Management-System (KEMS) für die Endoskopie ab 2016 in unserer Klinik etabliert (integriert im Befunderstellungssystem und im KISS).